13.05.2022

Altersmedizin aus einem Guss

Das ambulante Geriatriezentrum Rheintal vereinigt mehrere medizinische Fachbereiche unter einem Dach.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 02.11.2022
Am Donnerstag ist an der Auerstrasse 4 in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Heerbrugg das ambulante Geriatriezentrum Rheintal offiziell eröffnet worden. Das von drei Partnern geführte Zentrum ist schon seit fast einem Jahr in Betrieb, es konnte aber im letzten Sommer wegen den Coronamassnahmen nicht öffentlich eingeweiht werden.[caption_left: Der Monolith beim Bahnhof Heerbrugg beherbergt das ambulante Geriatriezentrum Rheintal.  Bild: ys]Die barrierefrei zugänglichen Räume des Geriatriezentrums sind im Erdgeschoss des «Monolith» genannten Gebäudes untergebracht. Ein Monolith, wörtlich ein «Ein-Stein», bezeichnet einen aus einer Gesteinsart bestehenden Gesteinsblock. Das daraus abgeleitete Adjektiv «monolithisch» bedeutet demnach «aus einem Guss» – was ganz gut zur Idee passt, die zum Geriatriezentrum führte: «Durch die an den Klientinnen und Klienten orientierten Zusammenarbeit verschiedener Therapie- und Gesundheitspartner können wir ältere Menschen individuell und ganzheitlich behandeln», sagt Birgit Schwenk, Chefärztin Akutgeriatrie und Palliativmedizin bei der Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland.Kurze Wege und Vernetzung der BereicheDie Spitalregion ist eine Betreiberin des ambulanten Geriatriezentrums, die anderen sind Physiotherapie Betzler und Ergo im Städtli. Ebenso zum Angebot gehören die Dienste der Ernährungsberatung Zeugin.Somit sind Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Ernährungsberatung und Akutgeriatrie unter einem Dach zusammengefasst. Auch mit anderen in der Geriatrie tätigen Institutionen wie Spitexverbänden oder dem Netzwerk Palliative Care werde die Zusammenarbeit intensiviert. Als weiteres Beispiel nennt Birgit Schwenk das Psychiatriezentrum Heerbrugg, das bald in die Nachbarschaft des Geriatriezentrums zügelt.Durch die steigende Lebenserwartung werde qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung für ältere Menschen zunehmend wichtig, steht im Leitbild des Geriatriezentrums. Auch seien die Patientinnen und Patienten besser informiert und auch anspruchsvoller als früher.  «Für die Diagnostik, die Zielsetzung und die Behandlung ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig», sagt Birgit Schwenk.Dadurch, dass sich alle Fachdisziplinen unter einem Dach befinden, könnten Therapien schnell organisiert und besser koordiniert werden. Die Patientinnen und Patienten haben kurze Wege, was gerade für ältere Menschen wichtig ist. Auch die Nähe zum Bahnhof ist ein Pluspunkt: «Rüstige Achtzigjährige kommen oft mit dem Bus», sagt Birgit Schwenk.«Ein in der Schweiz einmaliges Angebot»Mit dem Geriatriezentrum sollen ältere Menschen unterstützt werden, möglichst lange zu Hause wohnen zu können («grösstmögliche Selbstständigkeit»), und durch die Verhinderung oder Verzögerung von Spital- oder Heimeinweisungen sollen auch Kosten gespart werden.[caption_left: Physiotherapeut Nik Betzler demonstriert die speziellen Funktionen der Beinpresse.  Bild: ys]«In der Schweiz ist das Geriatriezentrum einmalig», sagt Physiotherapeut Nikolaus Betzler, er ist überzeugt: «Alle Behandlungen vernetzt anzubieten, ist die Zukunftsmusik der Altersmedizin.» Sein Physioraum sieht aus wie ein Fitnesscenter: Scheinbar bekannte Kraftgeräte  sind aneinandergereiht. Allerdings sind die Maschinen auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingestellt, was Betzler den Besucherinnen und Besuchern des Einweihungsfests demonstriert. So können bei der Beinpresse, etwa bei einer von einem Schlaganfall betroffenen Person, die Beine fixiert werden.«Wir sind bereits gut ausgelastet», sagt Birgit Schwenk über den bisherigen Betrieb des Geriatriezentrums. «Wir haben viele Ideen, mit denen wir die Fachbereiche noch stärker vernetzen wollen, nun geht es darum, diese im Alltag umzusetzen.»Ein aktuelles Projekt ist «Stopp Sturz Rheintal», ein Sturzprophylaxe-Programm. In der Schweiz stürzen circa ein Viertel der über 65-Jährigen und ein Drittel aller Personen über 85 Jahre wenigstens einmal im Jahr. Die Sturzrisikofaktoren reichen von der Ernährung über physische Leistungsfähigkeit bis zum Schuhwerk – ein medizinisches Problemen, das am besten aus einem Guss behandelt wird.  

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