Eigentlich hätten die Stimmberechtigten von Marbach und Rebstein bereits im Herbst 2020 über den Baukredit für einen Altersheimneubau neben der Villa Tanner abstimmen sollen. Doch dann mussten der Altersheimzweckverband und das Architekturbüro Carlos Martinez (das 2019 den Projektwettbewerb gewonnen hatte) die Pläne überarbeiten. Insbesondere Einwände der Denkmalpflege machten dies nötig, wie der Architekt am Informationsanlass gestern im ri.nova impulszentrum die Verzögerung erklärte. Offenbar stand zeitweise sogar das ganze Projekt auf der Kippe, wie Martinez antönte:
Wir haben mit der Denkmalpflege gerungen. Letztlich war es ein Geben und Nehmen, bis man sich gefunden hat.
Augenscheinlichste Änderungen sind: Der Neubau wurde etwas zurückversetzt, womit die alte Herrschaftsvilla an der Hangkante dominanter wirkt. Und das Erscheinungsbild der Neubaufassade wurde angepasst: So bekommt das oberste Stockwerk eine Backsteinoptik, die dem Ziegeldach der Villa daneben ähnelt.
Eine Fassade wie ein zu Stein gewordener Stickereivorhang
Die Steinfassade des Erd- und ersten Obergeschosses wird nicht plan, sondern gewellt sein. In den Stein wird ausserdem ein Muster eingeätzt, das je nach Sonnenstand mal mehr , mal weniger zur Geltung kommt. Die Fassade werde auf diese Weise wirken wie ein gestickter Vorhang, erklärte Martinez. «Ich stelle mir das sehr schön vor», meinte er, relativierte aber sogleich, dass sich erst am fertigen Bau zeige, wie intensiv die Wirkung tatsächlich sein werde.
Die gezeigten Visualisierungen gefielen – Martinez erhielt herzlichen Applaus. Es gab aber durchaus auch kritische Fragen. Etwa, weshalb man denn bei all den Einwänden und Auflagen von Verbänden und übergeordneten Behörden am Standort festhalte.
Der wesentliche Grund ist, wie die Gemeindepräsidenten Andreas Eggenberger und Alexander Breu erklärten, ein historischer: Rebstein bekam das Villengrundstück samt dem grosszügigen Umschwung anfangs der 1970er Jahre geschenkt mit der Auflage, es für ein überkonfessionelles Altersheim zu nutzen. Dies bedeutet: Würde der Zweckverband woanders bauen – etwa in der Ebene, was so manche für geeigneter hielten –, gäbe es für das Geserhus-Areal keinerlei Nutzungsmöglichkeit mehr.
Auf Abparzellierung der Villa angewiesen
Wird der Neubau aber wie jetzt aufgegleist realisiert, lässt sich die übrige Fläche mit der Villa und dem Altersheimbau von 1975 abparzellieren und von der Zone für öffentliche Bauten in die Wohnzone einzonen – dank dem Neubau bleibt der Schenkungszweck erfüllt.
Auf die Abparzellierung ist man aus finanziellen Gründen angewiesen. Der Neubau wird nämlich bei einer Genauigkeit von plusminus fünf Prozent 33,84 Millionen Franken kosten. Weil die Pensionstaxen aber nicht übermässig erhöht werden sollen, sind für den Zweckverband lediglich 28 Millionen Franken tragbar.
Die Gemeinde Rebstein soll deswegen dem Zweckverband die abparzellierte Fläche abkaufen, einen Teil der geplanten Tiefgarage übernehmen und ausserdem die Kosten für den Abbruch des Altersheimbaus von 1975. Die Villa Tanner erhielte die Gemeinde Rebstein wegen des Renovationsbedarfs unentgeltlich; Marbach würde ausserdem einen Unterstützungsbeitrag an die Renovation leisten.
Geld zurück bekäme Rebstein durch die Umnutzung der Villa, beispielsweise für repräsentable Büroräume. Und nach dem Abbruch des Altersheimbaus könnten an dessen Stelle zwei Wohnbauten gebaut werden, beispielsweise für altersgerechtes Wohnen.
Über das Projekt und die Finanzierung abgestimmt wird im kommenden Frühling. Geht das Baubewilligungsverfahren schlank durch, könnte im Frühling 2024 Baubeginn sein. Nach zweijähriger Bauzeit wäre der Neubau 2026 bezugsbereit