16.04.2018

Altenrhein hat bald die «Sauberste»

17 Gemeinden hängen künftig an der Abwasserreinigungsanlage in Altenrhein. Zurzeit wird sie ausgebaut, die Anlage wird eine der fortschrittlichsten im Kanton. Dazu beitragen sollen Fische.

Von Fritz Bichsel
aktualisiert am 03.11.2022
Fritz BichselEin Schluck gereinigtes Abwasser wäre schon heute kein Risiko. Als ständige Quelle empfiehlt es sich aber noch nicht. Das zeigen Spuren in Gewässern, in die solches Wasser fliesst. Der Abwasserverband Altenrhein (AVA) baut deshalb eine vierte Reinigungsstufe für das Beseitigen von Mikroverunreinigungen. Als erster im Kanton St. Gallen erfüllt er damit neue Vorschriften des Bundes. Im jetzt von den Delegierten genehmigten Geschäftsbericht für 2017 informiert er: Der 46 mal 38 Meter grosse Neubau, der sieben Meter in die Höhe und vier Meter in die Erde reicht, entsteht im Zeitplan. Die ganze Anlage für 22 Millionen Franken dürfte wie geplant in gut einem Jahr betriebsbereit sein. Zur Überwachung plant der AVA auch Biomonitoring – mit einer Fischfarm in gereinigtem Abwasser seiner Anlage in Altenrhein. In diese gelangt bisher das Abwasser der Einwohner und Betriebe der 14 Gemeinden von Untereggen und Eggersriet im Westen bis St. Margrethen und Walzenhausen im Osten. Hinzu kommen dieses Jahr Speicher und ab 2021 Trogen und Wald. Millionenteure Arbeiten für deren Anschluss sind im Gang.Gestartet war der Verband für zehn Gemeinden. In den vergangenen 50 Jahren erlebte er eine starke Entwicklung, wie bei der Erweiterung auf 17 Gemeinden auch bei Reinigungsstufen, Kanalnetz, Wiederverwertung und Ausbau zum Zentrum für die Trocknung von Klärschlamm aus der ganzen Ostschweiz. Im Geschäftsbericht für das Jubiläumsjahr erinnert er an Meilensteine dieses Wachstums. Aber auch Zahlen für ein Jahr sind eindrücklich: 2017 reinigte die ARA Altenrhein fast neun Millionen Kubikmeter Abwasser von gut 77000 Einwohnern oder auf Einwohnergleichwerte umgerechneten Betrieben. Die ARA bearbeitete unter anderm 1901 Tonnen ungelöste Stoffe, 928 Tonnen organischen Kohlestoff oder 267 Tonnen Gesamtstickstoff.Diese und eine ganze Reihe weiterer Stoffe lässt der AVA aus dem Wasser entfernen und auch wieder nutzbar machen. In den Reinigungsprozessen gewann die ARA im vergangenen Jahr 14300 Megawatt Energie in Form von Wärme und Strom für Eigenbedarf und zum Verkauf. Der Strom würde den Bedarf eines Dorfes mit 3000 Einwohnern decken. Namhaften Ertrag erwirtschaftet der AVA auch mit Eisensulfat und Co-Substrat. Aktuell ist er daran, für die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm die Technologie zu entwickeln und Anlagen zu planen. Ebenso arbeitet er daran, aus dem Faulwasser Stickstoff als Dünger zurückzugewinnen. Was nicht oder noch nicht einzeln verwertet werden kann, geht getrocknet als Brennstoff in die Zementindustrie.2017 empfing die ARA Altenrhein viele Besucher: am Tag der offenen Tür zum Jubiläum des Verbandes rund 2000 Leute und für Besichtigungen 436 Personen in 22 Gruppen.Die Rechnung des Abwasserverbandes Altenrhein (AVA) für das Jahr 2017 genehmigten die Delegierten mit einem kleinen Gewinn von 3000 Franken. Dieser resultierte aus 13,8 Millionen Franken Ertrag, gut 12,6 Millionen Aufwand samt ordentlichen Abschreibungen und knapp 1,2 Millionen für Einlagen in die Reserven oder zusätzliche Abschreibungen. Gut acht Millionen Franken deckten die Einwohner und Betriebe der angeschlossenen Gemeinden über die Gebühren und gut fünf Millionen die anderen Ertragsquellen. Investiert hat der AVA im vergangenen Jahr gut 10 Millionen Franken. Davon ging nur die Hälfte zu Lasten des Verbandes. Für 2018 budgetiert der AVA Investitionen von gut 18 Millionen Franken, davon mit 17,3 Millionen der Grossteil zu eigenen Lasten. Hier fällt der Bau der zusätzlichen Reinigungsstufe für die Beseitigung von Mikroverunreinigungen ins Gewicht. Mit gut 20 Millionen Franken Eigenkapital kann der Verband das verkraften. (fbi)

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.