09.03.2021

Altenrhein bereitet sich auf Zeit nach Corona vor

Der Flughafen kommt vergleichsweise glimpflich davon, aber die Coronapandemie trifft die dort operierende Fluglinie sehr hart.

Von Elias Quaderer
aktualisiert am 03.11.2022
Jüngst war der Flughafen St. Gallen-Altenrhein in den Schlagzeilen, als ein Kleinflugzeug im Landeanflug auf den Flughafen in den Bodensee abstürzte. Sonst ist es um den Kleinflughafen ruhig geworden. Nach Wien wird seit Weihnachten nicht mehr geflogen, erst ab Ostern soll die einzige reguläre Flugstrecke von Altenrhein-St. Gallen mit einer reduzierten Anzahl Flüge wieder bedient werden. Die Charterflüge zu Mittelmeerdestinationen wie Mallorca oder Kefalonia starten frühestens im Mai wieder.«Das Schwierigste an der Situation ist, dass man kaum voraus planen kann», sagt Thomas Krutzler, CEO der Betreibergesellschaft des Flughafens, der People’s Air Group.Mit den überall zu lesenden Prognosen vom «Massensterben der Fluggesellschaften» während und nach der Pandemie stellt sich auch für den Flughafen Altenrhein-St. Gallen die Frage: Wie steht er nach einem Jahr Corona da?Bewegungen dank Privaten und Business gehaltenKrutzler sagt, es gelte zwischen dem Flughafen und der Fluglinie zu unterscheiden. «Der Flughafen ist mit einem blauen Auge davongekommen», sagt er. Altenrhein sei dank Privat- und Geschäftsfliegerei «relativ stabil». Im Rückblick auf 2020 hätten die Bewegungen beim Flugplatz sogar – abgesehen von den drei Lockdown-Monaten im Frühjahr – zugenommen. «Diesen Februar hatten wir 35 Prozent mehr Bewegungen als im letzten Jahr», sagt Krutzler. Der Grund für dieses Hoch sei das gute Wetter gewesen, das vor allem Flugschulen nach Altenrhein lockte. Über das letzte Jahr gesehen konnte der Flughafen davon profitieren, dass der Linienflugverkehr teils komplett zum Erliegen kam und so immer mehr Reisende auf Geschäftsflugzeuge zurückgriffen.Krutzler erklärt, der umsatztreibende Faktor beim Flughafen sei die Tonnage, das Abflugstartgewicht der Flugzeuge. Hier bewege sich Altenrhein-St. Gallen etwa auf Vorjahresniveau. Allerdings habe man gespürt, dass das WEF 2021 nicht in Davos stattfand. Allerdings garantieren «Homebase-Kunden» – Unternehmen und Privatpersonen, die ihre Flugzeuge in Altenrhein stationieren – solide Einnahmen. Bei dieser Kundschaft sei es auch während Corona zu keinen Zahlungsausfällen gekommen.Statt jede Woche nur noch einmal im Monat«Fehlt aber der Hauptkunde, die eigene Airline, verzeichnen wir auch beim Airport massive Umsatzeinbussen», sagt Thomas Krutzler, der so auf den Zustand der Fluggesellschaft People’s zu sprechen kommt. Hier sieht es düsterer aus. Die Liquidität der Airline sei sichergestellt, aber sie musste 2020 die Kosten auf ein Minimum reduzieren. Man habe die Zeit des ersten Lockdowns genutzt, um strukturelle und organisatorische Anpassungen zu machen, damit das Unternehmen für Krisen besser aufgestellt sei. People’s war auch gezwungen, Personal zu entlassen.Trotz Umstrukturierungen ist People’s im engen Austausch mit St. Gallen und Österreich betreffend Hilfsmassnahmen. Thomas Krutzler sagt: «Wir sind relativ zuversichtlich, dass finanzielle Unterstützung kommen wird.»«Neue Normalität» nicht auf ursprünglichem NiveauDass es eine Rückkehr zum Zustand von vor Corona geben wird, glaubt Krutzler nicht. Von Firmenkunden habe er erfahren, dass sie ihre Reisetätigkeiten reduzieren werden. Statt jede Woche wird künftig nur noch einmal im Monat geflogen. Dafür bleibt der Geschäftsreisende länger an der Zieldestination. Für eine Airline, die zu 85 % von Geschäftsreisenden benutzt wird, ist das einschneidend. Aber für Umstrukturierungen sei People’s vorbereitet.Von diesen Entwicklungen sei die ganze Branche betroffen: «Man muss sich vom Gedanken lösen, dass es wieder wird wie vorher. Die ‹neue Normalität› wird nicht auf dem Niveau sein wie vor Corona.» Als kleiner Flughafen habe Altenrhein-St. Gallen den Vorteil, eine solide Kundschaft vor Ort zu haben. Zudem könne ein kleiner Airport wohl einfacher mit massiven Einbrüchen in der zivilen Luftfahrt umgehen als grosse Passagierdrehscheiben.Ein Nachteil sei, dass Altenrhein-St. Gallen rein privatwirtschaftlich aufgestellt sei. Viele grössere Flughäfen wie etwa Zürich oder Bern verfügen über eine städtische oder kantonale Beteiligung und sind dadurch in finanziell knappen Phasen besser aufgestellt.

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