02.09.2018

Alten Meistern Leben eingehaucht

Der Verein ideeStellwerk feierte sein 15-Jahr-Jubiläum mit künstlerischen Interpretationen alter Meister – und ist stolz auf Rosmarie Furter, die das alte Stellwerk vor dem Abbruch bewahrte.

Von Thomas Widmer
aktualisiert am 03.11.2022
Thomas WidmerKäme heute jemand auf die Idee, das alte Stellwerkhäuschen am Heerbrugger Bahnhof abzureissen, würde man ihn wohl für verrückt erklären. 2002 war es genau umgekehrt: Die Bähnler-Tochter Rosmarie Furter kämpfte gegen die Normalität. Damals war es naheliegend, ein Gebäude, das seine Funktion verloren hatte, abzureissen. Denn fürs Weichenstellen brauchte man kei­-nen Blick mehr aufs Schienenfeld. Dank Furters unermüdli­- chem und letztlich erfolgreichem Kampf gewährt das Stellwerk seit 15 Jahren den Blick nach innen, den Blick auf Kunst, die an den Wänden des liebevoll erhaltenen Gebäudes hängt. Zu seinem Geburtstag gönnte der Verein idee-Stellwerk seinen Mitgliedern und der Öffentlichkeit die Ausstellung «Alte Meister». Wer nun aber beflissen nachgepinselte Kopierarbeiten erwartete, wurde auf erfreuliche Weise enttäuscht. Die Werke präsentieren sich in einer Frische, die nicht nur am Entstehungsdatum liegt.René Etter interpretierte Jan van EyckDer Rorschacher Künstler René Etter geht in seiner Interpretation von «Der Mann mit dem roten Turban» von Jan van Eyck (1433) noch einen Schritt weiter. Er variiert die Vorlage mit einer Sequenz aus vier Bildern (aus Platzgründen konnten nur zwei davon ausgestellt werden), die unerwartet aufkommendes Unglück im Leben zeigt: Ein grauer Turban steigt auf, verdrängt das rote Pendant und verdeckt schliesslich das Gesicht des Mannes. An der Vernissage vom Freitagabend waren viele Gäste vor Ort, die Rosmarie Furter von Anfang an unterstützten. Einer von ihnen ist Arthur Messmer, der Präsident der Ortsgemeinde Au.Damals war er im Vorstand der Ortsgemeinde für Kunst und Liegenschaften zuständig. Ein Glücksfall: Messmer erkannte das Potenzial des Stellwerks und sorgte mit grosszügiger Unterstützung der Ortsgemeinde dafür, dass dieser einzigartige Bau bis heute und auch in Zukunft als stimmungsvoller Ausstellungsort für Künstler dient. «Kunst hat’s nicht immer einfach», betonte der Auer Gemeindepräsident Christian Sepin in seiner Rede an der Vernissage. Der wahre Wert der Kunst liege nicht im Geld, dennoch sei sie auf Geld angewiesen.«Das ist in einer von finanzgesteuerten Werthaltungen geprägten Welt nicht immer einfach.»

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