23.11.2021

Alte Brunnen falsch beschichtet

Plötzlich haben viele Brunnen in Rebstein und Marbach einen weissen Rand. Der Fehler soll behoben werden.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Sowohl in Rebstein als auch in Marbach wurden je ein halbes Dutzend Brunnen innen neu beschichtet. Um die Bauwerke bestmöglich zu schützen und kein Wasser in den Stein eindringen zu lassen, wurde die Beschichtung nach aussen fortgesetzt. So ist nun auch der Rand jedes Brunnens weiss. [caption_left: Seit 1894 besteht dieser Brunnen beim Museum Oberes Bad.]Brunnenränder wie eine StrassenmarkierungMenschen mit einer besonderen Freude an alten Bauwerken sind verwundert, wenn nicht gar entsetzt. Die Brunnenränder ähneln nun einer weissen Strassenmarkierung.Rebsteins Gemeindepräsident Andreas Eggenberger beschwichtigt sogleich: Es handle sich um einen Fehler, der behoben werde.Auch Marbachs Gemeindepräsident Alexander Breu bestätigt, dass «insbesondere die Brunnenränder vom Material her und optisch nicht fachgerecht saniert wurden». Nach Besprechungen mit verschiedenen Fachpersonen werde versucht, die Ränder so herzurichten, dass sie mit dem Äusseren der Brunnen zusammenpassen. [caption_left: Auch bei diesem Marper Brunnen von 1918 springt das Weiss ins Auge.]Die Kantonale Denkmalpflege muss somit gar nicht erst Überzeugungsarbeit leisten. Denn die Ansicht der kantonalen Behörde, das Weiss der gewählten Beschichtung sei fehl am Platz, wird von beiden Gemeinden geteilt. Roman Gruber, Chef des gemeinsamen Bauamts, erklärt: Die Brunnen seien zwar korrekt beschichtet worden, der Rand wirke nun aber tatsächlich, vor allem bei Sonne, sehr hell und sei nicht so herausgekommen, wie man es sich vorgestellt habe. [capiton_left: Zu Marbachs Dorfbadi passt der weisse Rand noch am ehesten.]Korrektur soll nicht sehr aufwendig seinSicher bei den Sandsteinbrunnen werde deshalb im nächsten Frühjahr eine Korrektur vorgenommen, sagt Roman Gruber. Diese sei nicht sehr aufwendig. Es sei bloss die siebenfache Spezialbeschichtung etwas anzuschleifen und ein neuer, passender Farbton aufzutragen.Sobald der erste Brunnen nachbehandelt sei, werde unter Beizug eines Brunnenspezialisten – einer Koryphäe, wie Roman Gruber sagt – geprüft, ob das Ergebnis noch einen Wunsch offenlässt oder ob sodann alles in Ordnung sei. «Hätten wir Sommer», sagt der Bauamtschef, «wäre der Schaden bestimmt schon behoben worden.»Die Brunnen sind teils hundertjährig oder älterEine Nachbehandlung wird in Rebstein sicher der Brunnen beim Dorfplatz erfahren; er ist – mit Baujahr 1923 – fast hundertjährig. [capiton_left: Auch dieser Brunnen beim Dorfplatz in Rebstein ist kaum wiederzuerkennen.]In Marbach sieht im Moment der Brunnen neben dem Dorfplatzpavillon eher wie eine Badewanne aus als wie ein Bauwerk aus dem Jahr 1946.Ein anderer, etwas unterhalb des Gemeindehauses gelegener und traditionell als «Dorfbadi» benützter Brunnen wirkt derzeit tatsächlich eher wie ein Schwimmbassin.Ein besonders altes Bauwerk (von 1894) mit nun ebenfalls weissem Rand befindet sich beim Museum Oberes Bad, und gegenüber von Marbachs ehemaligem Postgebäude ist ein 1918 erbauter Brunnen mit weissem Rand versehen. [capiton_left: Dieser Brunnen an Marbachs Unterdorfstrasse enthält ein Relief von Mädi Zünd.]Ortsbild von nationaler BedeutungMarbach hat ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Die Brunnen sind aber – mit Ausnahme des (lokal bedeutsamen) Dorfbrunnens – nicht als Einzelobjekte geschützt. Die kantonale Denkmalpflege beurteilt somit bei Veränderungen nur eine mögliche Beeinträchtigung des Ortsbildschutzes.Im Falle der neuerdings weissen Brunnenränder ist die Beeinträchtigung nicht so gross, dass die Denkmalpflege eingreifen würde. Sie akzeptiert vielmehr die Zuständigkeit der Gemeinden, hat sich aber – wie erwähnt – gegen die aktuelle Beschichtung in Weiss ausgesprochen.In Marbachs Schutzverordnung heisst es in Artikel 7: «Die Kulturobjekte sind in ihrem Erscheinungsbild, ihrer schutzwürdigen Substanz und mit ihrer Umgebung zu erhalten und fachgerecht zu pflegen. Der Abbruch oder andere Massnahmen, die den geschichtlichen oder künstlerischen Wert beeinträchtigen, sind untersagt.»Weil Rebstein und Marbach selbst der Meinung sind, mit der Beschichtung habe man übers Ziel hinausgeschossen, und weil eine Korrektur in Aussicht gestellt ist, erübrigt sich eine Diskussion. [caption_left: Dieser historisch nicht bedeutsame Brunnen (Baujahr 1979) bei Rebsteins Kreuzung ist sogar rundherum weiss geworden.]

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