Wer sich wie Werndli hartnäckig für eine umstrittene Sache einsetzt, bekommt auch böse Briefe und ist nicht vor Rückschlägen gefeit. Der vor vier Jahren in Grabs eröffnete Laden mit Produkten für Veganer startete zwar gut, aber dann gingen die Umsätze zurück, und nach zweieinhalb Jahren war Schluss.Der Versuch, in St. Gallen Fuss zu fassen, misslang ebenfalls. Der letztes Jahr in der Spisergasse eröffnete Laden hielt bloss ein paar Monate durch.Er habe Geld verloren, ja, sagt Werndli, doch es scheint ihn nicht zu kümmern. Er lässt keinen Zweifel zu: Den Versuch war’s wert.Tierversuchsinitiative zustande gebrachtGerade eben, im April, kam positive Post aus Bern. Die Tierversuchsinitiative kam mit 124000 Unterschriften zustande; sie ist nun für gültig erklärt. Werndli, der sich seit vielen Jahren mit Leserbriefen exponiert, ist in der IG, von der dieser Vorstoss kam, Co-Präsident.Der weiterhin primär in Eichberg tätige Hausarzt verfolgt seinen Weg seit Jahrzehnten mit eiserner Konsequenz und immer sachbezogen – deutlich zwar, aber in ausnahmslos ruhigem Ton.Die Reaktionen der Gegner sind öfter anders. Sicher fünfzig böse Briefe, sagt er, habe er im Lauf der Zeit erhalten. Anonym wie viele der Zuschriften ist ihm auch zweimal Fleisch gesendet worden.Werndli spricht von solchen Dingen aber nie von sich aus, und schon gar nicht käme es ihm in den Sinn, darüber viele Worte zu verlieren.«Veganismus mit Vorurteilen verbunden»Mit der Eröffnung einer Praxis für Veganer unternimmt der Tierfreund einen nächsten Schritt. Darauf gekommen ist er über einen ehemaligen Spitalarzt, der die Plattform vegmedizin betrieb und mit dem Werndli schon länger beruflich zu tun hatte. Nun betreiben sie gemeinsam die Service Sans Soucis AG. Auch Werndlis Praxispartner ist Veganer. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» meinte der Eichberger vor Kurzem: «Viele unserer Berufskollegen führen jedes Leiden immer gleich auf den Veganismus zurück. Das ärgert die Patienten zu Recht, und manchmal verschweigen sie dann, dass sie auf tierische Produkte verzichten.» Auch, weil sie immer wieder zu hören bekämen, die vegane Ernährung sei eine Mangelernährung.Dem widerspricht Renato Werndli unter Berufung auf «unzählige Studien», die unter anderem auch zeigten, dass Adipositas unter Veganern weniger verbreitet sei. Gegen Veganismus spreche kein einziger medizinischer Grund. Zwar sei darauf zu achten, dass – gerade Kinder – genug Vitamin B12 und Vitamin D zu sich nähmen, was aber auch ohne Fleischkonsum problemlos möglich sei.Laut Werndli litten Veganer seltener unter Krebskrankheiten, Diabetes, Alzheimer, Autoimmunerkrankungen und Akne. Auch Herzinfarkte und Hirnschläge kämen seltener vor. Und die Lebenserwartung sei höher.«Auch so ein Vorurteil» nennt Werndli die Vorstellung, Veganer hätten lange in der Küche zu stehen, um ihre Speisen zuzubereiten.Er selbst kocht nicht, hat nicht mal eine Küche – und «trotzdem ist es überhaupt kein Problem».Renato Werndli sagt, er esse oft Sandwiches mit veganer Wurst oder veganem Käse. Beides sei gesundheitlich zwar umstritten, weil sie als Fast Food gälten, aber ihm gehe es weniger um die Gesundheit als um das Wohl der Tiere.Das Interview in der «Sonntagszeitung» endet mit Werndlis Satz: «Ich bin 65, lebe seit neun Jahren vegan und bin topfit.»