12.09.2021

Als man das Wasser am Brunnen holte

Statt «Weindorf» könnte Berneck mit gutem Recht auch «Wasserdorf» genannt werden.

Von Maya Seiler
aktualisiert am 03.11.2022
Wenn wir heute in der Küche einfach den Wasserhahn aufdrehen, vergessen wir gerne die für unsere Vorfahren lebenswichtige Bedeutung von Quellen und Brunnen. Daran will das Museum Berneck mit seiner diesjährigen Sonderschau erinnern. Wein gab’s zwar auch, zum Apéro und anschliessend beim gemütlichen Beisammensitzen im Museumsbeizli, aber für einmal stand nicht der Rebensaft, sondern das Trinkwasser im Mittelpunkt. Denn sicher war der Wasserreichtum in Berneck früher mindestens so wichtig wie die für den Weinbau prädestinierten Rebhänge.Sonderschau weckte grosses InteresseSchon zur Eröffnung am Samstag erschienen fast 200 Interessierte, darunter viele Familien mit Kindern. Im und ums Haus zum Torggel waren zahlreiche Zeugen früherer Wasserversorgung zu sehen; auf Brunnenrundgängen erfuhr man, von welcher Quelle jeder Brunnen sein Wasser bezieht, man hörte von Brunnenkorporationen, strengen Reglementen und Streitigkeiten um Brunnenstandorte oder Wasserrechte.Erich Gubelmann leitete die erste Führung zu den fünf Brunnen nördlich der Neugass. Anhand eines Ortsplans zeigte er, dass sie ihr Wasser von vier verschiedenen Quellen herleiten. Der Neugass- und der Wäselibrunnen werden beide von der gleichen Quelle gespeist, die am Rötiberg gefasst wird.Zu den sieben südlich gelegenen Brunnen führten Peter Jüstrich und Pascal Zellweger. Auch hier stammt das Wasser aus vier verschiedenen Quellen. Den längsten Weg legt das Wasser des Platzbrunnens zurück. Es entspringt im steilen Wald nördlich von Husen und speist unterwegs auch noch den Brunnen bei der katholischen Kirche.Aufgebohrte Baumstämme – sogenannte Tüchel – dienten als Wasserleitungen: Das Museum hat nicht nur einige alte Tüchel, die bei Bauarbeiten zum Vorschein gekommen sind, sondern auch originale Tüchelbohrer. Mit diesen grossformatigen Werkzeugen können die Museumsbesucher gleich selbst hantieren. Nicht nur für geschichtsinteressierte Erwachsene, auch für Kinder gibt es viel auszuprobieren. Das heisse Wetter bei der Ausstellungseröffnung lud förmlich zum «wässerle, göötsche und sprütze» ein. Grosse Anziehungskraft hatte auch die Seilerei. Die Sonderschau ist am kommenden Mittwoch von 18 bis 21 Uhr offen; die Rundgänge starten um halb sieben. Am Wochenende vom 18. und 19. September steht das Museum von 13.30 bis 17 Uhr offen; auch das Museumsbeizli ist offen. Am ersten Ausstellungswochenende herrschte in den Räumen Maskenpflicht; ab nächster Woche sind die Aktivitäten rund um das Museum, die Rundgänge und die Festwirtschaft zwar weiterhin frei zugänglich, aber für die Innenräume gilt 3G, dafür kann man die Maske weglassen.

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