24.07.2019

Als kühler Kurort beliebt: Wienacht

Geschätzt wurde der Kurort vor hundert Jahren auch für seine angenehmen Temperaturen im Hochsommer.

Für noble Gäste aus Deutschland hatten bis zum Ersten Weltkrieg (1914) Sommerfrische-Aufenthalte im Appenzellerland Tradition. Überaus beliebt war der Kurort Wienacht, wo das Thermometer gemäss der damaligen Werbung auch im Sommer nur ganz selten über 21 Grad anzeige. Die Höhenlage von fast 800 Metern und die auffrischenden Winde vom Bodensee her bescherten Wienacht auch in den Sommermonaten ein angenehmes Klima. Entsprechend gross war die Zahl der Hotels und Pensionen. Klingende Namen wie «Landegg», «Alpenblick», «Helvetia», «Schöne Aussicht» und «Tanne» sind indes längst Vergangenheit, und auch die einfacheren Gasthäuser «Bahnhof», «Post», «Felsenberg» und «Rebstock» haben bereits vor Jahren ihre Pforten geschlossen. In aus heutiger Sicht schwülstiger Sprache und Endlos-Sätzen empfiehlt die über 100-jährige Werbebroschüre Kuraufenthalte wie folgt: «Wohltuende Ruhe erquickt den Gast in Wienacht. Ferien bei uns bieten all jenen, die aus der Grossstadt entfliehen und fernab von geräuschvollen Fremdenzentren Stärkung ihrer Nerven und Wiederbelebung einer heiteren Lebensauffassung suchen, das Gewünschte in vollem Umfang …» Als Heil- und Genussmittel par excellence werden nebst der Ruhe, der frischen Luft und Spaziergängen zudem «kräftige Alpenmilch und ächter, würziger Bienenhonig» ins Feld geführt.Nach Jahrzehnten der Stille erlebte der Kurort Wienacht ab 1961 eine zweite Blütezeit, als Erich und Rita Schmid ein Feriendorf und das noch heute bestehende Restaurant Treichli realisierten. Der Erfolg des Feriendorfs führte 1976 zum Bau des ersten Kurhotels Seeblick, dem 1989 ein zweiter, noch grösserer Hotelbau mit Hallenbad und integrierter Therapieabteilung folgte.Nach guten Jahren machte sich aber das für Kurhäuser immer schwieriger werdende Umfeld auch im «Seeblick» in Wienacht bemerkbar, was zur Aufgabe des Hotels führte. Heute wird der Betrieb nur noch als Gästehaus ohne Restauration geführt. Die weitere Zukunft des ehemaligen Kurhotels ist derzeit unklar. (egb)

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