08.08.2019

Als Kleinkino weniger abhängig sein

Das Kinotheater Madlen nutzt den zweiten Saal in Zukunft stärker für mehr Unabhängigkeit.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Jeden Montag das gleiche Spiel. Kinotheater-Betreiber Pascal Zäch verhandelt am Telefon. Die Erwartung der Verleiher kann ein kleines Kino fordern. Immer läuft es so: Zäch erfährt die Bedingungen, die zu erfüllen sind, damit er diesen oder jenen Film bekommt; es folgt ein Gegenangebot, und manchmal endet alles irgendwann mit einem Nein. Er fühle sich jeweils, als sässe er an einem Pokertisch, sagt Zäch.Das Hauptaugenmerk gilt den Blockbustern, also den mutmasslich besonders erfolgreichen Kinoproduktionen mit hohem Einspielergebnis. Nicht immer kann das Heerbrugger Kino sie zeigen. Oder so ein Film ist nicht von Anfang an zu haben, sondern erst drei Wochen nach der Premiere.«Blockbuster muss man haben»Aber es gibt Filme, die sind für ein Kino schlicht ein Muss. Das neue Abenteuer von James Bond zum Beispiel, das nächsten April in die Kinos kommt. Oder der neunte Film der sehr erfolgreichen Star-Wars-Reihe, der eine Woche vor Weihnachten seine Premiere hat. «Terminator: Dark Fate» kommt am 24. Oktober in die Kinos, der Kinderfilm Angry Bird II am 19. September. Das sind lauter Stoffe, die ein grosses Publikum erreichen – wie derzeit «Der König der Löwen», den das Heerbrugger Kino von Anfang an zeigen konnte und der «sehr gut läuft». Das Kino hat ihn 35 Mal zu zeigen, das ist die Bedingung des Verleihers. Zudem war dieser Blockbuster zwingend zuerst ins Kino-Programm aufzunehmen, erst danach war es gestattet, ihn auch unter freiem Himmel vorzuführen. Auch «Men in Black» hätte Zäch gern ins Programm aufgenommen, doch die Anfangsspielzeit dieses Knüllers überschnitt sich mit derjenigen des Löwen-Films. Es wäre für ein kleines Kino ideal, die Blockbuster folgten einander im Drei-Wochen-Rhythmus, denn drei Wochen sind die Filme jeweils im Programm zu führen. Kleine Kinos haben da nur sehr begrenzte Möglichkeiten.Nachfrage ermutigt zu gezieltem AusbauIndem das Heerbrugger Kinotheater Madlen künftig seinen Saal vermehrt als zweiten Kinosaal zu nutzen vorhat, wird es nicht nur bei der Programmplanung flexibler, sondern es vermindert zudem seine Abhängigkeit von den Verleihern. «Die Wahrscheinlichkeit, Hollywood-Blockbuster schon für den Premierentag zu erhalten, steigt», sagt Pascal Zäch.Am Tag des Kinos, also am 1. September, gedenkt das Kinotheater Madlen drei Filme im zweiten Saal zu zeigen, für 5 Franken pro Werk. Dies ermöglicht es dem Madlen, auch «Once upon a time in Hollywood» vorzuführen, Quentin Tarantinos neues Thriller-Drama.Bisher fand im Mehrzwecksaal fix einmal monatlich (an einem Donnerstag) ein Filmvergnügen statt, neu ist der Samstag fix ein Vorführtag, jeweils in Kombination mit einem Essen. Auch am Sonntag und am Montag steht der zweite Saal, wann immer die Zusammenarbeit mit Verleihern dies verlangt, für eine Filmvorführung zur Verfügung.Dienstags gibt es den bewährten Vortragsabend, mittwochs und am Donnerstag wird der zweite Saal als Teil des Restaurants benötigt und für Freitag plant das «Madlen» ein besonderes Projekt, das noch nicht spruchreif ist.Kino stärkt die eigene PositionIndem Pascal Zäch bei den wöchentlichen Verhandlungen anbieten kann, einen neuen Film in zwei Sälen zu zeigen, stärkt das Kino die eigene Position. Ein neuer Film kostet das Madlen am Anfang am meisten. In der Regel hat das Heerbrugger Lichtspieltheater während der ersten zwei Wochen die Hälfte der Einnahmen dem Verleiher abzugeben. Meistens ab der dritten Woche ist der Satz ein wenig tiefer – oft 40 statt 50 Prozent.Das führt zu folgender Erkenntnis: Wer gezielt ein kleines Kino unterstützen möchte, hilft ihm mehr, wenn er sich einen neuen Film nicht gleich am Anfang zu Gemüte führt.

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