20.09.2022

«Als Bauer oder Bäuerin sollte man sich unbedingt mit Politik auseinandersetzen»

Am Montag hat Peter Nüesch die Nachfolge Stefan Britschgis im Kantonsrat angetreten. Wir haben uns mit dem frischvereidigten FDP-Kantonsrat unterhalten.

Von Interview: Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Herr Nüesch, wie fühlt man sich, wenn man als Kantonsrat vereidigt wird?Peter Nüesch: Ich hab’ mir nicht gross Gedanken gemacht daraufhin. Aber das Gefühl war dann doch etwas speziell, ich empfand eine positive Anspannung.Früher bekamen die Kantonsrätinnen und Kantonsräte vor den Sessionen einen dicken Pack Papier zum Studieren heimgeschickt …Nüesch: Heute kann man sich die Unterlagen auch elektronisch herunterladen. Ich hab’ sie so bestellt, sie dann aber doch auch noch einen Stapel gedruckt zugeschickt bekommen.Und: Haben Sie alles gelesen?Nüesch:. Nicht jedes Gesetz, bis ins letzte Detail. Das ist aber auch nicht nötig. Es besteht wohl in allen Fraktionen eine Arbeitsteilung. Man liest sich in jene Themen ein, die einem naheliegen. Zu den andern lässt man sich von den Kolleginnen und Kollegen informieren, die sich in jene eingearbeitet haben – speziell von den Vertreterinnen und Vertretern der Fraktion in den vorberatenden Kommissionen der jeweiligen Geschäfte. Es freut mich nach meiner ersten Fraktionssitzung aber doch, sagen zu können, dass ich mich in der Partei gefunden habe – die Fraktionsmeinung entspricht recht genau meiner persönlichen Haltung.Wo werden im Kantonsrat thematisch Ihre Schwerpunkte liegen?Nüesch: Besonders interessieren mich natürlich Landwirtschaftsthemen, und ich hoffe, die Anliegen der Landwirtschaft auch innerhalb der Fraktion einbringen zu können. Mich interessieren aber auch Geschäfte, die die Wirtschaft und das Gewerbe betreffen.Sie sind seit bald zehn Jahren Präsident des St.Galler Bauernverbands. Als solcher vertreten sie die Interessen der Bäuerinnen und Bauern im Kanton auch gegenüber dem Bund. Werden Sie bei den nächsten Wahlen in einem Jahr für den Nationalrat kandidieren?Nüesch:Das ist noch offen. Jedenfalls wäre da zu überlegen, ob ein Nationalratsmandat mit unserem Betrieb zu Hause überhaupt vereinbar wäre. Wir sind zwar recht gut aufgestellt, weil mein Bruder und ich den Betrieb zu zweit leiten. Der zeitliche Aufwand für den Nationalrat wäre aber doch noch um einiges grösser als für den Kantonsrat.Was motiviert Sie grundsätzlich, sich politisch zu engagieren?Nüesch: Selbstverständlich ist das tatsächlich nicht. Ich komme aus keiner Familie, in der früher gross politisiert worden wäre. Aber die Landwirtschaft wird in grossem Mass von der Politik reglementiert. Als Bauer oder Bäuerin sollte man sich da zwangsläufig mit Politik auseinandersetzen – und mir hat es da irgendwann den Ärmel reingezogen.Sie werden sich also im Kantonsrat besonders für die Bäuerinnen und Bauern einsetzen?Nüesch: Sicher nicht nur. Man muss auch sehen, dass die Landwirtschaftspolitik vor allem in Bern gemacht wird und die Möglichkeiten im Kantonsrat, darauf Einfluss zu nehmen, sehr beschränkt sind. Dass man aber den Spielraum, den die Bundesgesetzgebung dem Kanton lässt, nicht noch zusätzlich einengt, ist mir schon wichtig.

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