Unsere Welt verändert sich schnell. Das wurde mir vor ein paar Wochen so richtig deutlich bewusst, als ich ein neues Auto Probe fuhr. Als ich nach langer Zeit wieder in einem komplett neuen Fahrzeug sass, staunte ich nicht schlecht. Der mitfahrende Autoverkäufer erklärte mir auf der Autobahn, dass das Fahrzeug – würde ich den Tempomaten einschalten – selbst den Abstand zu Vorausfahrenden halten würde. «Nicht schlecht», fand ich schon nach dieser Erklärung. Noch fasziniert, dass das Auto selber bremst, wenn einer vor mir langsamer fährt, erklärte der Autoverkäufer weiter: «Wenn Sie nun die Taste rechts am Lenkrad drücken, dann lenkt das Fahrzeug auch selber. Nehmen Sie ruhig mal die Hände vom Lenkrad.» Ich konnte mir das nicht vorstellen und hielt das Ganze für einen Scherz. Es war aber keiner.Da hatte ich wohl einiges verpasst. In mir kamen Erinnerungen aus meiner Kindheit hoch, wie ich staunend im Auto eines Verwandten sass, das ein Autotelefon eingebaut hatte. Ich durfte zu Hause anrufen und war völlig perplex, dass das funktionierte. Ein solches Autotelefon ist heute höchstens noch im Museum zu sehen.Immer noch etwas benommen von der Probefahrt, ging ich wieder ins Büro, um einen Gottesdienst vorzubereiten. Als ich – wie gewohnt – meine Bibel zur Hand nahm, musste ich schmunzeln: Wenigstens kann ich dieses Hilfsmittel ganz selbstverständlich in Gebrauch nehmen. Und wie alt erst die Texte der Schrift sind. Das Markus-Evangelium stammt nach heutigen Erkenntnissen etwa aus der Zeit um 70 nach Christus. Und wir beziehen uns noch immer auf diese Texte, auch wenn die Welt so ganz anders aussieht als damals. So manches werden wir zwar nicht verstehen oder nur verstehen, weil wir über den Kontext jener Zeit gelesen haben. Doch die entscheidende Botschaft, zum Beispiel der Evangelien, erreicht uns auch heute. Denn Jesus bezieht sich auf Fragen, die auf den Menschen an sich abzielen. In den Evangelien geht es im Wesentlichen um das, was in uns drinnen passiert und wie wir mit anderen Menschen umgehen. Und Empfindungen wie Glück, Liebe, Erfüllung, aber auch Neid, Hass, Missgunst und so weiter sind zeitlos. Ob mein Auto nun selbst fährt oder ich auf einem Eselkarren sitze, wird nichts daran ändern, dass ich vielleicht gerade Neid empfinde. Die frohe Botschaft Jesu wird mein Leben deshalb genauso verändern können. Das finde ich richtig beeindruckend, noch viel beeindruckender als das Auto von der Probefahrt.Paul HochPastoralassistent in Widnau