14.06.2022

Alles begann mit einem Tippfehler

Der Gaiser Mathias Manser ist der Liebe wegen nach China ausgewandert. Das SRF zeigt seine Geschichte.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 02.11.2022
Es ist eine Liebesgeschichte, die in der Ferne begann: Vor acht Jahren reiste Mathias Manser in die chinesische Millionen-Metropole Wuxi in der Nähe von Schanghai. Aus beruflichen Gründen – in einer Coachingfunktion arbeitete er damals für den Uzwiler Technologiekonzern Bühler, besuchte in dieser Funktion die Niederlassung in China. Während der kommenden Jahre war Manser stets acht Monate in der Schweiz, vier Monate in Wuxi. «Ich hatte anfangs nie den Plan, vollumfänglich auszuwandern.» 2016 lernte er Sharon kennen, und alles änderte sich. 2018 heirateten die beiden, vor 1,5 Jahren kam Sohn Jonathan zur Welt.Die Romanze begann mit einem Vertipper: Sharon stammt aus dem Norden Chinas, dort wo die grossen deutschen Autokonzerne angesiedelt sind und viele Deutsche leben. Sie wollte eine neue Bekanntschaft namens Matthias auf Facebook zum Kollegenkreis hinzufügen, tippte aus Versehen jedoch Mathias mit einem T ein. Dessen Profilbild gefiel ihr. Spontan schrieb sie ihn an. Bald darauf folgte das erste Treffen und ein halbes Jahr später zogen die beiden zusammen.Mit der Schwiegermutter unter einem DachHeute lebt die kleine Familie am Stadtrand von Wuxi an einem See. In China ist vieles anders als in seiner alten Heimat. «Alleine an die Menschenmassen musste ich mich gewöhnen», so Manser. Alles war laut, unbekannt, anderen Sitten unterworfen und in Chinesisch angeschrieben. Inzwischen klappt es mit der Landessprache aber ganz gut für den 36-Jährigen. «Ich schlage mich durch. In alltäglichen Situationen kann ich mich verständigen. Notfalls hilft Sharon beim Übersetzen.» Oder die Schwiegermutter. Jene wohnt mit der Familie unter einem Dach. In China nicht ungewöhnlich. Vielmehr bestehe gar eine Pflicht der Grosseltern, sich um ihre Enkel zu kümmern.Im Gegenzug obliegt es Sharon, einmal für ihre Mutter zu sorgen; das Konzept von Pflegeheimen ist kaum bekannt.Bäckerei in der GarageMathias Manser arbeitet heute in der Qualitätssicherung bei der Bühler Group. Seine Frau Sharon ist im Management einer Gesundheitsberatungsfirma tätig. Damit nicht genug: Beide haben eine kleine Bäckerei eröffnet, welche sie samstags betreiben. Vor 2,5 Jahren fing alles an. Für einen Fondue-Plausch mit Kollegen hatte das Paar Schweizer Brot gebacken. Für Manser, der die ersten 15 Jahre seines Lebens in Gais verbrachte und später nach St.Gallen zog, ein vertrautes Handwerk, hatte doch sein Onkel lange eine Bäckerei in Teufen. Das Schweizer Brot stiess in Wuxi auf Anklang, und bald kamen die ersten Anfragen rein. Manser und seine Frau besorgten sich professionelles Equipment und bauten die Garage kurzerhand zur Bäckerei um. Jeden Samstag backt hier Mathias Manser Brote auf Bestellung. «Es läuft gut», sagt er zufrieden. Es sei zwar anstrengend, doch finanziell gebe es einen kleinen Zustupf für die Familie. Vor allem aber erfreut er sich am Brot, das er vermisst hat: «Hier in China haben sie oftmals nur Baguettes, Toastbrot oder süssliches Brot. Kein Vergleich zu unserem Schweizer Brot.»Hinweis Die fünfte Staffel von «Hin und weg» läuft immer freitags um 21 Uhr auf SRF 1. Mathias Manser und seine Frau Sharon sind in allen Folgen zu sehen.

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