23.09.2022

Alle wollen etwas vom Wald

Am Behördenanlass des Allgemeinen Hofs Oberriet stand der Wald als Lebensraum und Holzlieferant im Mittelpunkt.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Selbst langjährigen Mitgliedern einer Behörde ist es in ihrer Karriere nicht oft vergönnt, vom Allgemeinen Hof eingeladen zu werden: Die Verantwortlichen der Dachorganisation über die Ortsgemeinden Kriessern, Montlingen, Eichenwies, Oberriet und Holzrhode laden einmal in vier Jahren, also in einer Legislaturperiode, die Vertreter von Schule, Kirche und Politik  zu einem gemeinsamen gemütlichen Abend ein. Über 70 Personen durfte Harald Herrsche, Präsident des Allgemeinen Hofs, am Freitagabend im Forstwerkhof Mettlen begrüssen.[caption_left: Am Anlass können sich die Behörden der verschiedenen Korporationen in geselligem Rahmen austauschen.]Bevor es dort aber Znacht gab, ging es zur Kobelwiser Sägerei Haltinner, wo gezeigt wurde, wie Baumstämme in kürzester Zeit zu Brettern verarbeitet werden. Genug Holz, zuwenig Kapazität zur VerarbeitungHolzknappheit ist ein aktuelle Thema. Revierförster Robert Kobler sagt: «Noch im Frühling konnten wir das Holz nur zu einem Spottpreis verkaufen. Ich dachte, wenn der Preis weiter so fällt, können wir es bald verschenken.»[caption_left: Beeindruckend wie der Baumstamm ohne grosse Erschütterung in Bretter versägt wird.]Aber der grosse Holzbedarf der USA und China, die sich auf dem europäischen Markt eindeckten, auf dem pandemiebedingt weniger zur Verfügung stand, führte zur Trendwende: Es gab zuwenig Holz, der Preis stieg. Kobler erklärte, dass in der Schweiz mit jährlich fünf Millionen Kubikmetern nur halb soviel Holz geerntet werde, wie man dürfte: Es darf soviel Holz geschlagen werden, wie nachwächst. Man kann nicht mehr ernten, weil es nicht mehr möglich ist, es zu verarbeiten. «Auch deshalb bin ich froh, dass wir hier mit Haltinner und Fenk in Hinterforst zwei Sägereien haben, auf die man in der Region zurückgreifen kann», sagt Kobler.[caption_left: Revierförster Robert Kobler gab einen Überblick über den Holzmarkt und spannte den Bogen von der weltweiten zur schweizerischen und bis zur lokalen Situation.]Das wird in Zukunft auch für die grossen Waldbestände des Allgemeinen Hofs bedeutend: Zurzeit wird nur ein Drittel von den jährlich 5000 möglichen Kubikmetern geerntet. «Durch die 40 000 Kubikmeter, die 1982 vom Sturm gefällt wurden, haben wir durch die Aufforstung danach, heute einen grossen Bestand an Jungwald und der braucht noch ein paar Jahre, ist dafür aber sehr artenreich», erklärte Robert Kobler den Behördenmitgliedern und wies darauf hin, dass es beispielsweise gerade bei grösseren Bauprojekten wichtig sei, einheimisches Holz zu verwenden. Und davon gibt es oberhalb der Sägerei jede Menge. «Wohnzimmer» der Wildtiere respektierenDort wartete Theo Dietschi, Obmann der Jagdgesellschaft Harder Wald. Er zeigte auf einen bewaldeten Hang gegenüber des Kobelwiserbach, eine Schutzzone für Wildtiere: «Das ist Wohn, Schlaf- und Esszimmer etwa von Rehen. Hätten sie es gerne, wenn dauernd jemand durch ihren Wohnraum wandern oder biken würde», fragte Dietschi rhetorisch. Er zeigte auf, wie der Mensch den Wald in den letzten Jahrzehnten immer stärker in seiner Freizeit nutzt.[caption_left: Theo Dietschi zeigte auf, wie der Wald immer mehr Bedürfnisse befriedigen muss.]«Das ist nicht falsch, bedingt aber, dass die Beteiligten miteinander den Dialog pflegen und Lösungen suchen», sagt er. Als Beispiel erwähnte er den Verein Mountainbike-Rheintal, mit dem man letztes Jahr Routen definierte und ausbaute. MTB Rheintal stellte selber Infotafeln auf, die zeigen, wo nicht durchgefahren werden sollte. «Das zeigt tatsächlich Wirkung», freut sich Theo Dietschi. Sein Credo: «Im Dialog die gegenseitigen Bedürfnisse ermitteln, faire Lösungen finden, Regeln definieren und diese dann aber auch, wenn nötig, behördlich durchsetzen.» Ähnlich müssten wohl auch Regulatorien mit den wieder angesiedelten Grossraubtieren wie Luchs, Wolf und Bär gefunden werden, schliesst Theo Dietschi.[caption_left: Nach den Vorträgen ging es zum Apéro.]Seine und Robert Koblers Ausführungen brachten die Behördenmitglieder auf den neusten Stand in Sachen Wald.

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