04.06.2019

Alle paar Jahre: Bangen ums Bähnli

Als die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen anfangs Jahr mitteilten, sie prüften Alternativen für die Bahnverbindung von Altstätten nach Gais, gab es einen Aufschrei. Er ist nicht zum ersten Mal zu hören.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerZu wenige Fahrgäste, deswegen dermassen unrentabel, dass die Subventionen des Bundes gefährdet sind, und dann noch teure Investitionen anstehend … Die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen «prüfen Alternativen» zur Weiterführung der Bahnverbindung Altstätten – Gais (wie auch jener von Rheineck nach Walzenhausen und von Rorschach nach Heiden). Politiker oben im Appenzellerland wie auch hier unten im Rheintal reagierten mit einem Aufschrei auf die anfangs Jahr verbreitete Nachricht. Die Altstätter bangen freilich nicht zum ersten Mal um ihr Bähnli über den Stoss. Denn die aussichtsreiche Bergstrecke kämpft mit der dürftigen Frequentierung, seit sie im Jahr 1911 eröffnet wurde, weshalb auch immer wieder die Stilllegung zur Diskussion stand.So meldete die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) bereits 1914 aufgrund der ersten Betriebsergebnisse, «dass die Altstätten-Gais-Bahn in hohem Masse vom Fremdenverkehr abhängig ist und der Lokalverkehr nicht genügt, um die Betriebsausgaben zu decken». Das Bestreben gehe dahin, den Touristenverkehr zu fördern.1932 hätte nicht viel zur Schliessung gefehltDas gelang nicht auf Dauer. 1932 wurde es kritisch: Die Entlassung von Personal und die Betriebs-einstellung standen im Raum. Rechtsanwalt Werner Ritter, der zum 100-Jahr-Jubiläum die Geschichte des Hauseigentümer-Verbands Oberrheintal aufgearbeitet hat, zitierte kürzlich an der Hauptversammlung an der Rhema aus einem Brief, den der damalige Hauseigentümerpräsident im Oktober 1932 geschrieben hatte: «So lange wird die Gaiserbahn doch nicht mehr in Betrieb sein, es ist zu befürchten, dass ihre Tage in absehbarer Zeit gezählt sein werden, und so soll man von ihr noch Gebrauch machen solange als möglich.»Doch das Bähnli fuhr weiter, wenn auch weiterhin unrentabel. Darum wurde 1947/1948 (mit etwas nachhelfendem Druck aus Bern) die bis dahin eigenständige Altstätten-Gais-Bahn mit der St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn zur St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn SGA fusioniert. Bereits damals hätte sich der Bund einen Zusammenschluss aller appenzellischen Privatbahnen gewünscht, wie die NZZ unter anderem 1945 berichtete. Die SGA wurde dann aber erst 1988 in die Appenzeller Bahnen integriert.Zuvor hat man allerdings geprüft, die Bahnlinie durch einen Busbetrieb zu ersetzen. Dokumente dazu gibt es in den Staatsarchiven in St. Gallen und Herisau für die Zeit um 1970. Der Bund wäre wiederum dafür gewesen.Einen Vorstoss im St. Galler Kantonsrat zur Zukunft der «Gaiserbahn» gab es 1995 von Meinrad Gschwend, als unter anderem die Regionalzüge durchs Rheintal durch Buskurse ersetzt wurden. Bereits ein Jahr später prüften auch die Appenzeller Bahnen «alternative Bedienungskonzepte» für die Randstunden. Auf den Fahrplanwechsel 2002/2003 wurden jene Kurse dann tatsächlich auf die Strasse verlegt.2013 sah man an der Hauptversammlung des Verkehrsvereins Altstätten die Zukunft der Zugstrecke über den Stoss erneut düster. Damals war eine Liste mit Bahnlinien mit einem Kostendeckungsgrad unter 50 Prozent im Umlauf. Der Bund hätte jene am liebsten alle durch Buslinien ersetzt gehabt. Und eben: auf der Liste war auch die Strecke Alt­stätten – Gais drauf.

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