22.01.2020

Alle können nicht gewinnen

Die Wahlziele der Rheintaler Parteien sind in der Summe zu hochgesteckt, als dass alle erreichbar wären.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die CVP will bei den Kantonsratswahlen ihren verlorenen fünften Sitz zurückgewinnen, der einzige Rheintaler Kantonsrat der Grünen (Meinrad Gschwend) soll «in grüner Begleitung aus der Region im Kantonsrat Akzente setzen können», und die Grünliberalen haben ihre Lust auf einen Kantonsratssitz mit einer überraschenden Erfolgsmeldung deutlich gemacht.CVP und Grünliberale mit der besten ChanceAuf ihrer Liste kandidiert der parteilose Altstätter Stadtpräsident, der in dieser Funktion seit sieben Jahren tätig ist und re-gionale Bekanntheit geniesst. Ausserdem konnten die Grünliberalen mit der langjährigen Auer Gemeinderätin Carola Espanhol eine weitere prominente Parteilose für ihre Liste gewinnen.Die CVP tritt mit den vier bisherigen Kräften (Andreas Broger, Patrick Dürr, Sandro Hess sowie Michael Schöbi) an und hat auf ihrer Liste zwei weitere stark vernetzte Persönlichkeiten, die schon vor vier Jahren ein gutes Ergebnis erzielten: Die Staatsanwältin Sabine Kluser war Beste der Nichtgewählten (und somit erster Ersatz), gefolgt vom Eichberger Gemeindepräsidenten Alex Arnold.Während vor allem die CVP und die Grünliberalen den zusätzlich angestrebten Sitz am ehesten zu erreichen scheinen, hoffen die Grünen auf die Kraft der Grünen Welle, die bei den Nationalratswahlen im Herbst eine stark veränderte Zusammensetzung des Schweizer Parlaments zur Folge hatte.Auch alle FDP-Kantonsräte treten erneut zu den Wahlen an (Stefan Britschgi, Rolf Huber sowie Alexander Bartl). Mit der Sonnenbräu-Chefin Claudia Graf und Peter Nüesch, dem Präsidenten des St. Galler Bauernverbandes, haben die Freisinnigen weitere bekannte Namen auf der Liste.SP solid, SVP mit den schlechtesten KartenSolid ist die Ausgangslage für die SP, deren Spitzenkandidatin (und bisher einzige Kantonsrätin) Laura Bucher allerdings höhere Ambitionen hegt, indem sie – als Nachfolgerin von Heidi Hanselmann – für den St. Galler Regierungsrat kandidiert. Ausserdem ist mit Remo Maurer, dem Altstätter Schulpräsident, eine bewährte bisherige Kraft am Start. Was bei der SP auffällt, ist der hohe Frauenanteil von 50 Prozent, unter den Kandidatinnen sind die Kreisparteipräsidentin Karin Hasler und mit Eva Graf Poznicek die Präsidentin der SP Altstätten-Oberes Rheintal. Wie schon vor vier Jahren kämpft zudem Renato Werndli um Stimmen.FDP und SP erwecken den Eindruck von Stabilität. Wer also verliert? Das ist zwar völlig offen, doch die schlechtesten Karten hat sicher die SVP. Vorsichtig hat deshalb der Wahlstab das Ziel festgelegt.Von den derzeit sieben Sitzen möchte die SVP sechs behalten, wobei dieser Anspruch intern umstritten ist. Es gibt auch die Auffassung, es sollte die Wahrung des Bisherigen angestrebt werden.Selbstverständlich sähe auch die Spitze der Partei eine erfolgreiche Verteidigung der bisher sieben Sitze am liebsten, sagte kürzlich Dirc Marti, Vizepräsident der Kreispartei. Er fügte allerdings hinzu: «Wir müssen realistisch sein.»Immerhin hat die SVP seit den letzten Wahlen ihr einstiges Spitzentrio verloren. Der 2016 bestgewählte Kriessner Marcel Dietsche trat letzten Mai von allen öffentlichen Ämtern zurück, Mike Egger wirkt heute als Nationalrat auf Bundesebene und Peter Eggenberger tritt nach einem Jahrzehnt im Kantonsparlament zu den bevorstehenden Wahlen nicht nochmals an. Was der SVP an kandidierendem Personal geblieben ist, sind ein starkes, kaum bestrittenes Quartett aus Bisherigen (Peter Kuster, Walter Freund, Christian Willi und Markus Wüst) sowie die im Laufe der Amtszeit nachgerückten Thomas Eugster und Carmen Bruss, die bei den letzten Wahlen innerhalb der SVP nur das zehntbeste Ergebnis erreichte. Das sind also bestenfalls sechs zugkräftige Namen.Die SVP, die bei den landesweiten Wahlen einen herben Verlust erleiden musste, hat somit allen Grund, in der Einschätzung der eigenen Chance auf dem Boden der Realität zu bleiben.

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