Die Zeit vom 10. bis 15. Juli hat sich Alina Tobler vorsorglich freigehalten. Dann steht in der finnischen Stadt Tampere die Leichtathletik-U20-Weltmeisterschaft auf dem Programm. «Mein Ziel ist, erstmals daran teilnehmen zu können», sagt die 18-jährige Dreispringerin. Noch hat sie aber keinen zählbaren Sprung mit der geforderten Limite erreicht. Die WM-Teilnahme wäre für die junge Nachwuchsathletin aus Walzenhausen der erste internationale WettkampfHoher Aufwand für das TrainingMit Leichtathletik begann Tobler vor zehn Jahren. Zuvor hatte sie bereits mehrere Stadtläufe absolviert. Tobler schloss sich jedoch nicht einem der Rheintaler Sportvereine an, was von ihrem Wohnort im Vorderland naheliegend gewesen wäre. Sie entschied sich stattdessen für den LC Brühl. In den ersten Jahren probierte Alina Tobler im Rahmen des Nachwuchstrainings die Disziplinen Weitsprung, Hochsprung, 60 Meter, 200 Meter und Dreikampf aus. Später konzentrierte sich die Nachwuchsathletin auf Weitsprung, bevor sie 2016 zum Dreisprung wechselte. Diese anspruchsvolle Disziplin gefalle ihr, sagt Tobler. «Eine besondere Herausforderung ist, die drei Sprünge technisch sauber abzuwickeln, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren.» Zudem brauche es bei Leichtathletik mentale Stärke. Für ihre Leidenschaft betreibt die Vorderländerin einen grossen Aufwand. Fünfmal pro Woche trainiert die 18-Jährige mit der Sprunggruppe des LC Brühl – entweder auf der Sportanlage Neudorf oder während der Wintermonate im Athletik-Zentrum. Dazu pendelt sie jeweils mit dem ÖV vom Appenzeller Vorderland nach St. Gallen. Yoga, Schwimmen und ein Regenerationstraining runden das Trainingsprogramm ab. Auf die Regeneration legt Tobler grösseren Wert als früher, wo sie oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Sie sei zu ehrgeizig und verkrampft gewesen, sagt die Nachwuchsathletin. Aufgeben war dennoch nie ein Thema. Yoga hat ihr geholfen, ausgeglichener und fitter zu werden. Der hohe Trainingsaufwand liesse sich mit dem Besuch einer gewöhnlichen Schule kaum verbinden. Daher absolviert sie ihre Ausbildung zur Kauffrau an der United School of Sports in St. Gallen. Diese wird sie 2019 abschliessen. Die junge Walzenhauserin drückt mit anderen Sportlern die Schulbank, darunter sind einige Spieler des FC St. Gallen. Zurzeit macht sie jedoch beim Departement des Innern im Dienst für Informatik und Finanzen ein zweijähriges Praktikum. Das Arbeitspensum beträgt 70 Prozent, dazu kommt wöchentlich ein halber Schultag. Auf diese Weise bleibt genügend Zeit für das Training und die Wettkämpfe. Die Hallensaison dauert von Anfang Januar bis Ende Februar, jene im Freien beginnt Ende April. Profikarriere als TraumIn ihrer jungen Karriere konnte Alina Tobler einige Erfolge erzielen. So wurde sie bereits mehrfach Schweizer Meisterin. Dieses Jahr beispielsweise gewann die Dreispringerin bei den Hallen-Nachwuchs-Schweizer-Meisterschaften in St. Gallen die Goldmedaille. In Magglingen wiederum gewann Tobler an den Elite-Meisterschaften Bronze. Dabei verbesserte sie den Schweizer Rekord auf 12,56 Meter. Als besonderes Erlebnis nennt Tobler auch den Gewinn der Goldmedaille im Weitsprung 2013. Vor einiger Zeit wurde der aufstrebenden Sportlerin noch eine weitere Ehre erteilt. Tobler ist Rheintaler Sportlerin 2017. Wie ihre sportliche Zukunft nach Ende der Ausbildung zur Kauffrau aussieht, ist offen. Ein Traum wäre, professionell auf die Karte Leichtathletik zu setzen. In der Schweiz sei dies aus finanziellen Gründen aber kaum möglich, sagt Tobler.Jesko Calderara