01.07.2022

Akuter Personalmangel in den Bergbeizen

Der Fachkräftemangel hat viele Branchen ergriffen. Auch Berggasthäuser suchen nach Mitarbeitenden.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 02.11.2022
Von einer «massiven Durststrecke» spricht im Berggasthaus Meglisalp Gastgeber Sepp Manser. Aktuell sucht er Verstärkung für die Lingerie zwischen Anfang August und Ende Oktober. Ein bis zwei Stellen könnte er noch besetzen – wenn er denn Mitarbeitende finden würde. Noch nie sei die Personalsuche so zäh verlaufen. Anfragen erhält er nur von Teilzeitmitarbeitenden und solchen, die zeitlich begrenzte Einsätze während einiger Wochen leisten wollen.Letztere erfordern aber seitens Arbeitgeber einen grossen Aufwand. Bis sie eingearbeitet seien, läuft ihr befristetes Engagement bereits wieder aus, so Manser. «Uns fehlen Leute, die die ganze Saison über arbeiten wollen.» 15 Vollzeitstellen gibt es im Berggasthaus Meglisalp. Werden nicht alle besetzt, springen Aushilfen, ehemalige Servicemitarbeitende und Familienmitglieder ein. Manser hat sich mittlerweile an die rollen-de Planung gewöhnt: «Bislang haben wir es noch immer irgendwie geschafft, alles zu meistern.»Einfach hinnehmen kann Daniel Lüchinger, Gastgeber im Berggasthaus Staubern, den Personalmangel indes nicht. Fünf der zwölf Vollzeitstellen sind dort aktuell vakant. Überbrückt werden die fehlenden Angestellten mit Aushilfen, Bekannten und Familienmitgliedern – und einer Reduktion des bestehenden Angebots. Gemäss Lüchinger werde aktuell keine Werbung geschaltet, die Speisekarte musste reduziert und weniger Reservationen können entgegengenommen werden.Auch in der «Staubern» fehlen Fachkräfte, die die gesamte Saison über arbeiten wollen. Lüchinger berichtet von vielen Quereinsteigern, die einzelne Wochen aushelfen wollen, und von Anfragen für Teilzeitarbeit. «Geeignetes Personal zu fin-den, war schon immer schwierig», so der Gastgeber, der seit 1995 das Berggasthaus führt. Allerdings sei in seinen Augen die Nachfrage nach Teilzeit in jüngster Vergangenheit stark gestiegen. Diese Entwicklung entschärfe zwar zu Teilen den Fachkräftemangel, führe aber andererseits zu einem erhöhten administrativen Aufwand seitens der Arbeitgeber.Personal fehlt nicht in allen BerggasthäusernViele Bewerbungen türmen sich auch nicht auf dem Schreibtisch von Thomas Manser-Barmettler, Gastgeber im Berggasthaus Bollenwees. «Aber prekär ist bei uns die Situation trotzdem nicht.» Es wird auf viele Teilzeitmitarbeitende, Aushilfen und Familienmitglieder zurückgegriffen. So könnten bis zu drei Vollzeitstellen ausgeglichen werden, so Manser-Barmettler. Bis zu deren zwölf gibt es in der «Bollenwees». Aktuell wird auf der Website noch nach Perso-nal gesucht. 100-Prozent-Besetzungen werden angestrebt. Grosse Hoffnungen jemanden zu finden, hat der Gastgeber jedoch nicht. Es sei eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich schon seit Jahren abzeichne, dass vermehrt Teilzeit- und Kurzeinsätze nachgefragt würden. «Da müssen wir uns auf lange Sicht anpassen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.»Aber es gibt auch Berggasthäuser, die auf ausreichend Fachkräfte zurückgreifen können. Auf den vielseits geäusserten Personalmangel angesprochen, zuckt etwa Gastgeber Sepp Kölbener-Hautle auf der Ebenalp mit den Schultern: «Wir haben genug Leute.» Die neun Vollzeitstellen im Betrieb seien die ganze Saison hindurch besetzt. Bereits vier Jahre leitet Sepp Kölbener-Hautle das Berggasthaus. Im «Grossen und Ganzen» habe man immer ausreichend Mitarbeitende gefunden.Die zehn Vollzeitstellen auf dem «Äscher» sind gemäss Inhaberin Melanie Gmünder ebenfalls alle besetzt, und die Liste mit Springern (Aushilfen, Teilzeitmitarbeitende) für die Zeiten mit dem grössten Gästeansturm ist lang. «Wir sind für die kommende Saison komplett.» Trotzdem: Auf der Website des Berggasthauses finden sich noch Stellenanzeigen. Ei-ne Vorsichtsmassnahme. Sollte einer der bestehenden Mitarbeitenden ausfallen, könne so schnell reagiert werden. Am Anfang der Saison war Gmünders Verunsicherung gross, ob sie ausreichend Personal finden würde. «Besonders auf einen Koch mussten wir lange hoffen.» In den Jahren zuvor seien zu Saisonbeginn deutlich mehr Bewerbungen eingetroffen und die offenen Stellen hätten schnel-ler besetzt werden können. Gmünder führt dies auf den aktuellen Fachkräftemangel zurück. Die Freude über alle Anstellungen heute ist dementsprechend gross: «Schliesslich haben wir es doch noch geschafft.»

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.