01.11.2020

Aktuelle Leserbriefe aus der Zeitung

Von René Sieber, Widnau
aktualisiert am 03.11.2022
Die natürlichste Sache der WeltFür verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt. Warum stellt die Initiative (Kovi) eine simple und einfache Forderung, über die die Schweizerinnen und Schweizer abstimmen können? Weil es die logische Selbstverständlichkeit ist, mit denen Unternehmen nach westlichem Verantwortungsbewusstsein und insbesondere nach Schweizer Tradition wirtschaften sollten. In den Ländern, wo die aufgedeckten und bewiesenen Missstände anfallen, herrschen allerdings andere Gesetze. Das Grundproblem ist längst bekannt. Korrupte Machthaber, geldgeile Lokalfürsten und gekaufte Staatsdiener lassen zu und ordnen sogar an, dass Menschen und Natur zugrunde gerichtet werden. Dies, indem sie bei Verstössen wegschauen, Gesetze mit möglichst grossem Spielraum erlassen und Verursacherforderungen über das Wohl der lokalen Bevölkerung stellen. Und wie können Unternehmen mit Sitz in der Schweiz dafür sorgen, dass solche rechtswidrigen Handlungen nicht vorkommen? Verstösse nicht zulassen. Dafür sorgen, dass Natur und Mensch vor Ort ihr Recht in Anspruch nehmen können. Standards bestimmen und kontrollieren, dass diese eingehalten werden. Viele, wenn nicht sogar die meisten multinationale Konzerne erfüllen dahingehend ihre Pflicht. Das verdient unser aller Wertschätzung. Die natürlichste Sache der Welt. Den Gegenvorschlag des Bundesrates erachte ich als sehr blamablen Wurf. Es ist nicht zu verstehen, warum die offensichtlichen, jahrelangen Missachtungen von Menschenrechten, Natur und Umwelt von einigen Firmen mit Sitz in der Schweiz derart mit Samthandschuhen angefasst werden. Es wäre in etwa so, wie wenn ich meine Spesenrechnung in der Firma selber unterschreiben würde. Wirtschaftsfreundliche Volksvertreter von Bern (KKS) bis Diepoldsau (Lokalpolitiker) prognostizieren schon wieder Szenarien, die multinationalen Konzernen und Gewerbetreibenden mit internationalen Verbindungen schaden werden. Konzerne drohen damit, abzuwandern, oder schliessen nicht aus, dass bei Annahme der Initiative Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Dabei vermute ich, dass es bei einer Annahme weniger der arbeitsame Teil der schweizerischen Bevölkerung ist, der einen Schaden fürchten muss, sondern die Investoren wie Banken, PK und die Superreichen. Ich sage Ja zur natürlichsten Sache der Welt. Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt.René Sieber, WidnauZu marginal«Äusserlich sieht man ihm nichts an», Ausgabe vom 29. OktoberIm Bild eine Familie, die einen anstrahlt. Wo liegt das Problem? Medizinisch wurde Simon zur Freude aller soweit möglich behandelt. Hingegen steht dann in Spalte zwei unten: Der ältere Bruder und die kleine Schwester «zeigen im Spracherwerb Schwierigkeiten und auch Simon entwickelt sich in diesem Bereich nicht altersentsprechend». Die Kinderärztin stellt einen Antrag für Heilpädagogische Früherziehung einmal pro Woche. Ich bin ziemlich vor den Kopf gestossen. Geht es bei Kleinkindern ums Sprechen, ist die heilpädagogische Ausbildung zu marginal, denn Sprechen entwickelt sich auch dann, wenn etwa eine Lippen- oder Gaumenspalte oder bereits mit drei Jahren ein cerebro-vaskulärer Insult vorliegt. Auch bei Trisomie 21 ist eine angemessene Begleitung von Geburt an möglich. Mit Heilen hat das wenig zu tun, mit Pädagogik sehr viel. Auch Logopädinnen und Logopäden backen nach Methode Affolter Brot mit den ihnen anvertrauten Kindern, pflanzen Sonnenblumenkerne usw. Der Fokus liegt jedoch beim Sprechen lernen und Sprechen können. Jedes Krabbelkind, das einen am Boden rollenden Apfel erwischt und mit seinen ersten Zähnchen hineinbeisst, weiss, was ein Apfel ist. Aber wie heisst das Ding schon wieder? Öpfu, apple, pomme, mele, ringo oder Gala? Jede Sportlerin, jeder Sportler weiss, das Muskeln trainiert werden können. Zunge und Lippen sind auch Muskeln, die trainiert werden können, beim Kauen, beim Schlucken, beim Zähneputzen, damit die Zunge dann die Stellen im Mund findet, an der die Laute mittels Luft und Stimme artikuliert werden. Übrigens besteht der Logopädische Dienst Mittelrheintal seit 1979, die Logopädie Oberrheintal in Altstätten ebenso lange und seit Kurzem auch eine Stelle in Balgach.Barbara Müller Gächter, BalgachZeit, das Leben zu überdenkenDas Coronavirus versetzt im Moment die ganze Welt in Panik. Ich persönlich bin überzeugt, dass diese Pandemie nur halb so schlimm ist, wie die Medien und viele Politiker uns weismachen wollen. (Lesen Sie die Statistiken!) Zeigt uns dieses Virus nicht einfach, dass wir einen Kampf gegen die Natur auf Dauer nie gewinnen können?Uns ist es wohl gelungen, unsere Lebenserwartung in der Schweiz in den letzten 40 Jahren um etwa zehn Jahre zu erhöhen. Aber haben wir damit die Lebensqualität der alten Menschen auch erhöht? Und haben wir damit nicht auch riesige Probleme verstärkt, die auf Dauer kaum mehr lösbar sind (z. B. kaum mehr bezahlbare Gesundheits- und Altersversorgung, Überbevölkerung und Umweltzerstörung)? Vielleicht zeigt uns dieses Virus ja auch, dass dem Leben biologische Grenzen gesetzt sind und dass es irgendwann nicht mehr bezahlbar wird, wenn wir älter und noch älter werden. Wäre es ethisch nicht vernünftiger, mit diesen horrenden Summen, die im Moment in der ganzen Welt verpulvert werden, den Hunger zu bekämpfen und kranken Kindern zu helfen? Könnte man damit nicht millionenfach mehr Leid verhindern? Vielleicht müssten wir sowieso in unserer westlichen Gesellschaft das Tabuthema Tod neu überdenken. In der Palliativmedizin, in vielen Altersheimen und auch in der Tiermedizin hat sich der Grundgedanke schon lange durchgesetzt: Es kommt nicht auf die Anzahl weiterer Lebensjahre, sondern auf die Qualität der Jahre an. Können und wollen wir denn von den Jungen und auch allen anderen verlangen, dass sie langfristig auf alles Schöne im Leben verzichten? Nur damit wir durchschnittlich noch ein paar Monate älter werden? Der Mensch ist schliesslich keine Maschine. Er braucht nicht nur Essen und Trinken. Er braucht auch Liebe, Zuneigung, Spass, Freude, Ablenkung und Glauben. Was nützt denn ein langes Leben, wenn es nicht mehr lebenswert ist? Aber im Moment versucht man mit allen Mitteln, das Unvermeidliche zu verhindern.Ich bin überzeugt: Diesen Kampf können wir (auch mit Masken) nur verlieren. Und bei diesem Kampf gibt es nur Verlierer. Weltweit Millionen Hungertote; bei uns Hunderttausende, die ihre Existenz und ihr Lebenswerk verlieren; Risikogruppen, die vereinsamen, psychisch Angeschlagene, die noch tiefer in die Depression versinken. Sollten wir diesen Kampf nicht überdenken und stattdessen noch möglichst viel Zeit mit unseren Liebsten und den Mitmenschen verbringen und miteinander jeden Tag geniessen, als ob es der letzte wäre?Hanspeter Gschwend, EichenwiesAnständige KonzerneEs freut mich, dass es auch «weisse Schafe» gibt. Offenbar zählt der Sika-Präsident Paul Hälg sein Unternehmen zu dieser Gattung. Ich kann es nicht überprüfen, aber ich bin geneigt, ihm zu glauben. Es zeigt sich aber, dass freiwillige Massnahmen eben nicht für alle gelten, sonst gäbe es nicht diese Konzernverantwortungsinitiative, die übrigens in der Politik verschiedenster Couleur sehr breit abgestützt ist. Es muss doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass sich Konzerne an die Menschenrechte halten oder minimale Umweltstandards respektieren. Bei der Initiative geht es um international anerkannte Menschenrechte und internationale Umweltstandards. Skrupellose Konzerne nutzen die Situation in Ländern aus, die über keine funktionierende Justiz verfügen. Der indirekte Gegenvorschlag zur Initiative ist ein zahnloser Papiertiger, der in der Realität für die Menschen vor Ort zu keinen Verbesserungen führt. Das Argument, dass die Initiative eine Flut von Klagen auslösen wird, stimmt so gar nicht. Wer kann sich schon eine Klage in diesen benachteiligten Ländern leisten, wenn er gerade genügend Mittel hat, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Fazit: Es sollte eben gar nicht zu Klagen kommen, wenn die allgemeingültigen Umweltstandards und Menschenrechte eingehalten würden. Daher gibt es für mich am 29. November ein klares Ja.Peter Künzler, AltstättenFür die Schweizer Wirtschaft wichtigImmer wieder hört man, die Konzernverantwortungsinitiative schade der Schweizer Wirtschaft.Das Gegenteil ist der Fall. Denn es kann kaum förderlich für den Ruf unseres Landes sein, wenn Firmen wie Glencore im Kongo oder Lafarge Holcim in Nigeria Grundwerte und Menschenrechte mit einer Schweizer Fahne in der Hand ignorieren. Länder wie Frankreich, Kanada, die Niederlande, Österreich, Schweden und Grossbritannien haben bereits ähnliche Gesetze, in der EU laufen Vorbereitungen dazu, es gibt Präzedenzfälle.Seit 2011 fordern die Leitlinien der UNO, dass multinationale Unternehmen Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen sollen. Kann sich die Schweiz da wirklich leisten, ins Hintertreffen zu geraten? BDP-Parteipräsident Martin Landolt meint dazu: «Beispiele aus der Geschichte zeigen immer wieder: Das Einhalten von internationalen Standards fördert die Reputation, die Glaubwürdigkeit. Das hat einen direkten Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit.»Die meisten Schweizer Unternehmen wirtschaften bereits heute anständig und haben deshalb nichts zu befürchten. Die Haftung würde nur dort gelten, wo der Konzern die Kontrolle hat. Zulieferer sind ausgenommen. Auch KMU sind nicht betroffen, ausser bei Hochrisiko-Aktivitäten (z. B. Gold- oder Diamantenhandel).Wer hingegen Schaden anrichtet, soll dafür geradestehen – auch Grosskonzerne!Darum ein Ja zur Konzernverantwortungsinitiative am 29.November.Sonja Zünd,Mitglied Kovi-LokalkomiteeAltstätten

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