17.06.2020

Aktuelle Leserbriefe

Von Christoph Mattle, Altstätten
aktualisiert am 03.11.2022
Papst und MohrenkopfNachdem die ernsthafte Coronakrise einigermassen überstanden ist, plagen uns wieder die kleinen Sorgen. Zum Beispiel die Migros mit ihrem Mohrenkopfverbot. Zu Recht hat Gert Bruderer in dieser Zeitung darauf hingewiesen, dass man folgerichtig den Ort Mohren ausradieren müsste. Ginge man in vollendet «brauner» Weise vor, müsste man viele Bücher bekanntester Schriftsteller verbrennen, weil man halt vor Jahren nicht nur von Mohren (zum Beispiel Shakespeare), sondern von Negern schrieb (zum Beispiel Max Frisch). Die Wappen einiger Schweizer Gemeinden und die Wappen vieler Familien enthalten den Mohr. In vielen Wappen, in denen der Mohr abgebildet ist, handelt es sich um den heiligen Mauritz, Mauritius oder Saint Maurice. Mauritius war ein römischer Heerführer. Er bekam um das Jahr 300 vom Kaiser den Auftrag, mit über 6000 Mann die Christen zu verfolgen. Das Heer, die sogenannte Thebäische Legion, überquerte die Alpen. In der Gegend von St. Maurice und Martigny meuterte die Legion. Die Soldaten, von denen viele aus Afrika stammten, weigerten sich, Christen umzubringen. Da drohte der Kaiser, er würde jeden zehnten Soldaten töten lassen. Schliesslich befahl er, wenn die Meuterei nicht ende, die ganze Legion hinrichten zu lassen. Auch das half nichts. Die Thebäischen Legionäre blieben hart und waren bereit, als Märtyrer zu sterben. Die Märtyrer der Thebäischen Legion hatten über Jahrhunderte eine grosse Ausstrahlung im Christentum. Adlige Familien übernahmen den Mohr Mauritius in ihr Wappen. Auch heute führen die Bischöfe von München und Freising den Mohr im Wappen, so Kardinal Marx oder Papst Benedikt XVI., der den Mohr in sein Papstwappen aufnahm. Die Solothurner Gemeinde Flumenthal führt ihr Wappen ebenfalls auf den heiligen Mauritius zurück. Die Blasonierung, die Wappenbeschreibung, nennt den dargestellten heiligen ganz einfach Mohrenkopf. Auch wenn man das Wort verbannen will, so darf und soll man in der St. Mauritiuskirche von Appenzell oder in der Abtei von Saint Maurice auch in Zukunft zum legendären Heiligen, dem Mohrenkopf, beten.Christoph Mattle, AltstättenBuebetrickli des GemeinderatesDer Einzeleintritt ins St. Margrether Bruggerhorn wurde von 5 auf 3.50 Franken, um satte 30 Prozent, reduziert. Für den Ersatz des Saisonabos für Einheimische, das 50 Franken kostete, muss nun eine Stammkundenkarte mit 20 Eintritten à 3.50 Franken gekauft werden. Dafür legt ein Ehepaar beispielsweise stolze 140 Franken hin. Dies wohlgemerkt für eine verkürzte Saison mit gesperrtem Floss und Sprungturm. Ab dem 21. Eintritt ist der Zugang dann «gratis». Unter dem Strich resultiert für die Stammkundschaft so eine Verteuerung des Eintritts um völlig überrissene 40 %. In der Nachbargemeinde Rheineck waren aus Coronagründen die Saisonabos im Vorverkauf für 50 % des regulären Preises erhältlich, in St. Margrethen zockt man den Steuerzahler mitten in schwierigen Zeiten mit fragwürdigen Methoden lieber ab. Zum Glück sind bald wieder Kommunalwahlen, und auch beim neuen Badi-Projekt muss bei solchen Behörden nun ganz genau hingeschaut werden.Elisabeth Thurnheer, St. MargrethenDas Aus für Mozarts «Zauberflöte»?Wer hätte gedacht, dass Mozart wegen der Mohrenköpfe in der Nachwelt in Misskredit geraten könnte. Monostatos, Diener der Königin der Nacht, tritt im Libretto von Emanuel Schikaneder in Mozarts «Zauberflöte» als Mohr mit den «Drei Damen» auf die Bühne. Er singt: «Nur stille, stille, stille, bald dringen wir in Tempel ein …» Er hat Böses im Sinn gegen Sarastro.O je! Was machen die Verantwortlichen der Salzburger Festspiele nun, angesichts der Mohrenkopfaffäre. Und, was machen wir, die wir als Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 zum ersten Mal am Samstag wieder ein «Reiheli Schoggi» und nur mit einem aus Mutters Geldseckel umgebuchten Zwanziger beim Burgermeister im Bahnhofkiosk unten einen damals sehr begehrten Mohrenkopf erstehen konnten. Wo kaufe ich als alter Mann diese beliebte Süssigkeit nun?Dass es nun in unserer Zeit Leute gibt, die diesen beliebten Mohrenkopf mit Rassismus in Zusammenhang bringen, finde ich ganz einfach läppisch. Nach läppisch, läppischer, am läppischsten gibt es leider keine Steigerung mehr. Nimmt mich wunder, wer als erster oder erste überhaupt draufgekommen ist, wegen des Begriffes «Mohr» eine derart unbegreifliche Geschichte zu entfachen. Ich persönlich habe eine grosse Sympathie gegenüber andersfarbigen Mitmenschen, ob sie nun Neger oder Mohren genannt werden.Schlimm finde ich, dass die Migros sich derart unter Druck hat setzen lassen, dass die begehrte Süssigkeit aus dem Sortiment gestrichen wird. Wo bekomme ich jetzt Mohrenköpfe? Mein Vorschlag wäre, sie einfach in «Chorenmöpfe» umzubenennen, aber dann würden unsere Chöre auch noch unter den Hammer kommen.Letzte Frage: «Wie steht es nun mit einer der schönsten Opern, der «Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus Mozart?»Ueli Bietenhader, Altstätten

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.