11.11.2020

Aktuelle Leserbriefe

Von Leonie Monique Schneider, Balgach
aktualisiert am 03.11.2022
Investieren mit gutem GewissenIn meinen Augen gibt es mehr als genug Krieg in unserer Welt. Täglich passieren schlimme Dinge, die oft mit Kriegsmaterial wie beispielsweise Pistolen zusammenhängen. Die Finanzierung von Kriegsmaterialproduzenten sollte meiner Meinung nach verboten werden, denn Waffen können sehr viel Leid anrichten. Deshalb ist es unethisch, wenn das Geld von Schweizer Finanzinstituten in die Produktion von Waffen fliesst.Es gibt nachhaltige Aktien oder Fonds, in die man mit gutem Gewissen investieren kann und diese Unternehmen, die für das Gute einstehen, auch fördern kann.Es gibt seit der Covid-19-Krise auch genügend Kleinunternehmungen wie Restaurants oder die gesamte Tourismusbranche, die eher einen Kredit benötigen und vor allem unsere Unterstützung gebrauchen könnten; was besser ist, als Geld für die Herstellung von Waffen einzusetzen. Aus diesen Gründen bin ich stark davon überzeugt, dass es einige tolle Alternativen gibt, um die Finanzierung von Kriegsmaterial zu umgehen, bei denen man mit gutem Gewissen sein Geld anlegen kann und weiss, dass man für eine gute Sache einsteht.Leonie Monique Schneider, BalgachNicht wegschauen«Was ihr für eines meiner geringsten Geschwister tut, das tut ihr für mich.» Was bedeutet dieses Jesuswort für mich, angesichts der Globalisierung von Geschäft und Gewinn? Dass ich mich auch für die Globalisierung von Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetze. Dazu habe ich am 29. November als Schweizer Stimmbürgerin Gelegenheit. Wie in allen unseren Nachbarstaaten (und noch vielen andern) sollen Standards festgeschrieben werden, nach denen global tätige Firmen zur Wiedergutmachung von Schäden verpflichtet werden, die von ihnen gelenkte Firmen (nicht Zulieferer) an Mensch und Umwelt angerichtet haben.In der Schweiz eine Selbstverständlichkeit für fast alle Unternehmen. Das beweisen die vielen Unternehmer, die die Initiative unterstützen, sowie auch National- und Ständeräte. Aber Gesetze braucht es immer nur für Zuwiderhandelnde. Ich bin dankbar, dass ich viele Informationen über Missstände erhalte aus dem Film «Der Konzern-Report» oder aus den Publikationen von Heks, von Public Eye, Solidar Suisse und andern, und ich lege mit Überzeugung ein Ja in die Urne. Jesus hat übrigens auch noch gesagt: «Die Wahrheit wird euch frei machen.» Mit Lügen und Wegschauen geht unsere Welt zugrunde.Erika Gut, LüchingenIm Honigtopf«Stellungnahme Gemeinderat Walzenhausen zu möglichen Gemeindefusionen»Die Stellungnahme des Gemeinderats Walzenhausen zu möglichen Gemeindefusionen erstaunt. So unterstützt er lediglich die Streichung der Gemeindenamen in der Verfassung, möchte aber die «bestehenden Strukturen nicht grundsätzlich» in Frage stellen. Damit unterscheidet er sich deutlich z. B. vom Gemeinderat Heiden, der «die Notwendigkeit einer Reform auf Gemeindeebene als wichtig und zunehmend dringlich erachtet». Oder auch vom Gemeinderat Hundwil, der sich «eine grössere Verwaltungseinheit mit verschiedenen Dörfern mit ihrem ureigenen Charakter» vorstellen kann.Begründungen liefert der Gemeinderat Walzenhausen nicht. Vielleicht hilft ein Blick in die aktuelle Statistik der Gemeindefinanzen AR weiter. Dort ist nachzulesen, dass die Kosten für die Verwaltung bei stolzen 697 Franken pro Einwohner liegen und damit rund ein Drittel höher sind als der kantonale Durchschnitt, wie auch die Schulkosten pro Lernenden mehr als 30 % höher sind. Das lässt die Vermutung zu, dass man gewissermassen im Honigtopf lebt und diesen auch für sich behalten möchte. Oder möchte man nicht auf den Neubau der Gemeindeverwaltung verzichten, deren Einweihung auf März 2025 geplant ist? Und es wurden offenbar schon viel Arbeit und Beraterhonorare in die «Strategie Walzenhausen 2035» investiert, da wäre es ja wohl ärgerlich für den Gemeinderat, wenn die Entwicklung der Realität dynamischer ist als die dazugehörende Planung.Das aber wegen all den Zweckverbänden und Korporationen, bei welchen die Stimmbürger kaum mehr eine Mitsprachemöglichkeit haben, eine laufende Entdemokratisierung stattfindet, scheint unsere Gemeindeführung nicht zu stören. Gemäss Art. 20 der Gemeindeordnung «informiert der Gemeinderat die Öffentlichkeit zeitnah und ausreichend über seine Tätigkeit und Beschlüsse». Man darf also gespannt sein, ob vom Gemeinderat noch Begründungen und Argumente nachgeliefert werden.Peter Gut Kantonsrat PU, WalzenhausenDämme müssen haltenIch lese von den Rhesi-Verantwortlichen immer wieder, dass man die Abflussmenge des Rheins erhöhen muss. Vom Bruggerhorn bis zur Auer Brücke hat es Tausende Kubikmeter Letten am Damm auf Schweizer Seite. Mir wurde einmal gesagt, dass es das Material bei Hochwasser mitnimmt, nun stand der Rhein zweimal hoch – und der Letten liegt immer noch da, einfach ein bisschen kompakter. Ich bin überzeugt, dass man die Situation von Rhein und Vorland mit allen Beteiligten (Naturschützer, Fischer, Hochwasserschützer, Bauern) mit ein wenig Wille schon längst etwas naturfreundlicher hätte gestalten können.Auch habe ich von einer Umfrage in meinen Kreisen noch nie etwas gehört. Eine Umfrage muss ja auch nicht flächendeckend sein, darum glaube ich auch nicht alles. Ausserdem sind Aussagen wie «Es werden Tausende Menschen ertrinken und die GVA Konkurs gehen» nicht fair. Eines aber ist sicher, die Hochwasserdämme müssen mit oder ohne Rhesi halten.Remo Rech, AuFür eine menschlichere ZukunftMeiner Meinung nach leben wir in einem Zeitalter, in dem niemand schlecht behandelt werden muss, gar ausgebeutet werden darf. Aus diesem Grund bin ich stark der Meinung, dass die Konzernverantwortungsinitiative eine sehr gute Sache ist und auch einen Schritt in die richtige Richtung weist. Sie sorgt dafür, dass die Konzerne dazu verpflichtet werden, nicht länger wegzuschauen und präventiv dafür zu sorgen, dass keine Menschen zu Schaden kommen und dass die Umwelt nicht zerstört wird.Auch aus der Sicht der Migration sollte von den Konzernen darauf geachtet werden, dass ihre Angestellten auch im Ausland unter guten Bedingungen arbeiten dürfen. Falls dies nicht der Fall ist, sollten die Konzerne für ihren Schaden, den sie den Menschen zufügen, gerade stehen und auch die Konsequenzen dafür tragen müssen. In einer globalisierten Welt hören die Regeln, geschweige denn die Gesetze, nicht an den Landesgrenzen auf. Mensch ist Mensch, keiner sollte wegen seiner Herkunft weniger gut behandelt oder gar bestraft werden. Menschenrechte und Menschenwürde sind weltweit einzuhalten und keineswegs dem Profit unterzuordnen.Nina Schneider, BalgachEthisch, nicht radikalAm 29. November geht es darum, dass Unternehmen auch im Ausland Verantwortung übernehmen. Zum Schutz von Mensch und Umwelt. Gewisse Kreise versuchen, dieses Anliegen schlechtzureden und nennen es «linksradikal». Dabei ist diese Forderung weder links noch radikal. Sondern einfach nur ethisch.Gieri Battaglia, RorschachFür Menschenrechte und UmweltMan könnte meinen, alle Schweizer Firmen, die mit grossen Konzernen verbunden sind, wären potenzielle Menschenrechtsverletzer und Umweltverschmutzer. Deshalb sollen wohl auch mit hohem finanziellen Einsatz schlechtes Gewissen beruhigt und zukünftige, nicht so gesetzeskonforme Geschäfte gesichert werden. Darum braucht es erst recht diese Initiative, um das zu verhindern. Je länger, je mehr werden aber auch Produzenten und Konsumenten darauf achten, was von wem und wie produziert wird. Diese Produkte werden dadurch wertvoller, beliebter und nachhaltiger – und ein gutes Gewissen schaffen sie erst noch.Ingrid Bickel, AltstättenZukunft ohne AngstIch möchte daran erinnern: Wir sind als Menschen geboren worden mit einem Grundrecht, das über jedem Gesetz steht. Als Person ist man dem Gesetz unterstellt in jeglicher Hinsicht. Zur momentanen Situation möchte ich darauf hinweisen, dass Körperkontakt jedes Immunsystem stärkt, das Lachen stärkt und zur Gesundheit beiträgt und es schon immer Krankheiten gab. Wir sollten uns überlegen: geht es uns jetzt gut? Wie geht es vor allem den unschuldigen Kindern? Kinder und Babys brauchen Mimik und ein Lächeln zur Entwicklung. Sie spüren auch, wie es ihrem Umfeld geht. Wollen wir eine Zukunft erziehen, die Angst eingepflanzt bekommt? Zudem eine Überlegung wert: Meiner Meinung nach sterben die älteren Menschen jetzt auch aus Angst und Einsamkeit.Nadine Zünd, BalgachVerantwortungs-bewusste UnternehmenNiemand kann heute noch für Kinderarbeit oder Umweltschädigung sein, da sind sich Gegner und Befürworter der Initiative einig. Moderne Manager, speziell von börsenkotierten Unternehmen, sind sich ihrer Verantwortung bewusst.Gesetze und aktuelle technische Standards müssen eingehalten werden, und dies wird mit internen Regulationen und Vertragswerken in der Lieferkette bestätigt. Dies ist aber auch sinnvoll, weil Korrekturen von Umweltsünden immer höhere Kosten verursachen als deren Vermeidung (Chemielager in Kölliken). Weiter gibt es je nach Branchen verschiedene Plattformen, auf welchen Unternehmen deklarieren müssen, welche Stoffe, Chemikalien usw. sie einsetzen für die Produktion – und es werden nur weltweite Standards akzeptiert. (Autoindustrie z. B. «Reach». Auf dieser ist jeder Lieferant der ganzen Lieferkette registriert und die Stoffe, die eingesetzt werden, sind deklariert.) Nun kann man sich fragen, warum die Unternehmen überhaupt Angst vor der Initiative haben und diese so bekämpfen? Wir wissen, dass der Stand der Technik einem steten Wandel unterliegt. Was in der Vergangenheit gut war, kann heute nicht mehr toleriert werden. Nun kann es sein, dass Unternehmen rück-wirkend bezugnehmend auf heutige Standards eingeklagt werden, z. B. die Asbestklage in Italien. Es wurde derjenige eingeklagt, der seine Fabrik weit über den damaligen Standard modernisiert hatte, nur weil Geld zu holen war und nicht die Besitzer von verlotterten, veralteten Firmen.Genau dieses Risiko beherbergt die Konzernverantwortungsinitiative. Gewisse Anwälte (speziell aus den USA) haben ihr Geschäftsmodell darauf aufgebaut, bei liquiden Firmen einen Schwachpunkt zu finden, um diese einzuklagen. Die Umkehr der Beweislage öffnet Tür und Tor für Klagen aus reiner Vermutung oder PR-Gründen.Ein Unternehmen muss für sich immer wieder eine Risikoanalyse durchführen. Wenn das Unternehmen aufgrund dieser Rechtsgrundlage das Risiko als zu hoch einschätzt, hat es zwei Möglichkeiten. Erstens: Es verlässt die Schweiz mit der Konsequenz, dass es in ein Land zieht, wo dieses Risiko nicht besteht. Das ist eine grosse Gefahr für unsere KMU, weil ihr Kunde wegzieht und so die Produkte nicht mehr gefragt sind. Zweitens: Es zieht sich aus diesen Geschäften (z. B. Rohstoffgewinnung)zurück und lokale Unternehmen, die eben nicht die gleichen Standards einhalten, übernehmen diesen Job. Schliesslich leidet die Bevölkerung massiv mehr, weil sie bei lokalen Firmen viel häufiger Korruption und Umweltschädigung ausgeliefert ist.Ernst Schönauer, RebsteinIst die Konzernverantwortungsinitiative nützlich?Ist die Initiative nützlich oder doch nur unnötige Bürokratie? Diese Frage stellen wir uns doch im Moment alle. Die Konzerninitiative mag wohl unsere gutgläubigen Bürger beruhigen. Doch nützt sie auch wirklich diesen Menschen, deren Umwelt verschmutzt wird und deren Rechte mit Füssen getreten werden? Die Initiative beschäftigt sich doch mit der Frage: Müssen Schweizer Firmen für ihre Tochterfirmen im Ausland haften? Jedoch sollte die Frage lauten, müssen Kinder unter schwersten Bedingungen im Ausland für Schweizer CEOs arbeiten, während diese ihre Umsätze vergrössern? Das Grundrecht jedes Schweizers ist Rechtsgleichheit, warum sollte dieses Recht nicht auch für jeden Mitarbeitenden in Schweizer Firmen im Ausland gelten? Meiner Meinung nach ist diese Initiative der erste Schritt in die richtige Richtung. Wir werden die Welt nicht verbessern, aber sie vielleicht ein klein wenig zu einem besseren Ort machen.Da ich noch in der Berufslehre bin, hoffe ich doch, dass ich noch weiterhin in einer Schweiz arbeiten kann, die auch einen ehrlichen Schweizer Wirtschaftsmarkt bieten kann. Geben wir jedem das gleiche Recht mit einem Ja am 29. November.Gianluca Frei, Balgach

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