09.09.2022

Acht Podestplätze und drei WM-Medaillen

Jolanda Neff, Ronja Blöchlinger und Thomas Litscher feierten in der vergangenen Cross-Country-Weltcupsaison einige Erfolge.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 02.11.2022
2021 war für Jolanda Neff ein erfolgreiches Jahr wegen eines Rennens, der Goldmedaille an den Olympischen Spielen. 2022 kann die 29-jährige Thalerin als die Saison verbuchen, in der sie auch im Weltcup wieder zur Siegfahrerin wurde – am 7. August gewann Neff in Mont Sainte-Anne (Kanada) erstmals seit vier Jahren ein Cross-Country-Rennen im Weltcup.2014, 2015 und 2018 hatte Jolanda Neff den Gesamtweltcup gewonnen. In der Jahreswertung wieder um den Sieg zu fahren, war ein Saisonziel der Olympiasiegerin. Erstmals seit ihrem schweren Trainingsunfall vom Dezember 2019 wäre sie dazu in der Lage gewesen. Dies zeigte sie eine Woche vor dem Weltcupstart, als sie im Vorbereitungsrennen in Brasilien al­le Konkurrentinnen um fünf und mehr Minuten deklassierte. Dennoch fiel Neff in der Gesamtwertung vorentscheidend aus dem Rennen: Sie erkrankte in der Woche darauf und musste beim Weltcup-Auftakt einen Nuller hinnehmen, weil sie nicht antreten konnte.[caption_left: Jolanda Neff gewann 2022 einen Weltcup im Cross Country (Mont Sainte-Anne) und zwei im Short Race (Nove Mesto und Mont Sainte-Anne), dazu fuhr sie zwei weitere Male aufs Podest. An den Weltmeisterschaften in Les Gets holte sie Silber im Cross Country, an den Schweizer Meisterschaften gewann Neff erstmals den Titel im Short Race.  Bild: Maxime Schmid, Keystone]Jolanda Neff  ist wieder Siegfahrerin im WeltcupRund einen Monat später schien Jolanda Neff wieder zur Höchstform zu finden: In Nove Mesto siegte sie zum dritten Mal in ihrer Karriere im Short Track, und im Cross Country wurde sie Vierte.Aber die Saison blieb für Jolanda Neff ein Auf und Ab, noch zwei weitere Male wurde sie von einem Infekt zurückgeworfen, in Andorra verpasste sie deswegen ein weiteres Rennen über die olympische Distanz. Die Rückschläge führten dazu, dass sie ihr Leistungsniveau 2022 wohl nie ganz ausschöpfen konnte. Beim Doppelsieg in Mont Sainte-Anne (Cross Country und Short Race) profitierte Neff von ihrer technischen Überlegenheit in den schwie­rigen Abfahrten – und ein bisschen auch davon, dass die starken Französinnen und die Schwedin Jenny Rissveds abwesend waren.Allerdings zeigte die Formkurve der Fahrerin des Teams Trek Racing gegen Saisonende deutlich nach oben. Aber auch beim Gewinn der WM-Silbermedaille in Les Gets fiel sie zwischenzeitlich weit zurück. Neff kämpfte sich zurück, wie auch oft im Weltcup – aber in Topform würde sie sich auch von der nun vierfachen Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot nicht derart distanzieren lassen.Die Saisonbilanz mit fünf Podestplätzen im Weltcup, einer WM-Medaille und den Gesamträngen sechs (Cross Country) und drei (Short Track) fällt dennoch positiv aus. Dazu kommt eine starke Tour de Suisse, wo sie in allen vier Etappen in die Top 10 fuhr und bis zum letzten Anstieg nach Lantsch eine Anwärterin auf den Gesamtsieg war. Wie jedes Jahr eroberte Jolanda Neff wieder ein Schweizer-Meister-Trikot: Nach sieben Titeln im Cross Country holte sie 2022 erstmals die Goldmedaille im Kurzrennen.[caption_left: Thomas Litscher gewann 2022 WM-Bronze im Short Race. Zudem wurde er im Weltcup einaml Zweiter im Weltcup (Petropolis). Im Cross Country fuhr er zweimal in die Top 10 (Petropolis und Lenzerheide).  Bild: Maxime Schmid, Keystone]Thomas Litscher holt seine 18. internationale MedailleDie Zukunft des 33-jährigen Thomas Litscher war nach der letzten Saison fraglich. Schliesslich fand er mit Kross Orlen im letzten Moment ein Team, und der Thaler fühlt sich wohl im polnischen Rennstall, für den auch Jolanda Neff mal gefahren war.Allerdings war auch Litschers Saison von Rückschlägen geprägt. Ein Trainingssturz in Nove Mesto setzte ihn am Anfang des Europa-Weltcups ausser Gefecht. Als der Rippenbruch, eine auch im Alltag äusserst schmerzhafte Verletzung, langsam verheilte, infizierte sich Litscher mit Corona, was ihn erneut zurückwarf.Dennoch ist seine Weltcup-Bilanz ansehnlich: Zweimal fuhr er im Cross Country in die Top 10 (Rang acht in Petropolos, Rang sieben in Lenzerheide) und zwei weitere Male in die Top 15. Regelmässig weit nach vorne schaffte es Litscher zudem im Short Track: Zum Auftakt in Brasilien fuhr er als Zweiter aufs Podest, in Andorra wurde er Vierter und zum Saisonschluss im Trentino Siebter.Das Saison-Highlight hatte Thomas Litscher aber eine Woche zuvor erlebt: In Les Gets holte er die WM-Bronzemedaille im Short Track. Für den U23-Weltmeister von 2011 und WM-Dritten 2017 war es die 18. Medaille an internationalen Titelkämpfen (Europa- und Weltmeisterschaften).[caption_left: Ronja Blöchlinger gewann 2022 WM-Gold im Team Relay und EM-Gold im Short Race. Zudem wurde die 21-jährige Häädlerin erstmals Schweizer Meisterin in der U23. Im Weltcup fuhr sie mit zwei zweiten Plätzen (Val Nord und Val di Sole) erstmals aufs Podest.  Bild: Maxime Schmid, Keystone]Ronja Blöchlinger klopft an der Tür zur Weltspitze Litscher und vor allem Neff liefern seit Jahren regelmässig Topergebnisse auf  höchster Stufe, in dieser Saison gesellte sich eine weitere Mountainbikerin des RV Altenrhein dazu: Die 21-jährige Ronja Blöchlinger aus Heiden wurde im U23-Weltcup zweimal Zweite; am 17. Juli in Valnord und am 4. September in Val di Sole. Bei ihren weiteren zwei Weltcup-Einsätzen wurde Blöchlinger Fünfte und Siebte. Sie fuhr nicht mehr Rennen, weil sie Albstadt wegen Krankheit verpasste, und vor allem, weil sie für 2021 von keinem Rennteam engagiert wurde. Deshalb bestritt Blöchlinger nur die Weltcups, an denen sie mit dem Nationalteam teilnehmen konnte.Was ein Nachteil zu sein schien, entpuppte sich für die Vorderländerin als Vorteil: Ronja Blöchlinger organisierte sich gut mit ihrem eigenen kleinen Privatteam, und sie genoss die Freiheit, nur für sich selbst fahren zu müssen.Deshalb schaffte sie in ihrem zweitletzten U23-Jahr ihre bisher beste Saison. Denn die starke Weltcup-Saison hat sie gekrönt mit je einer Goldmedaille an Welt- und Europameisterschaften: An der EM siegte sie im Short Track (den es sonst in der U23 nicht gibt) und an der WM gehörte sie zur Schweizer Staffel, die sich die Goldmedaille sicherte.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.