06.01.2022

Abschied von einer grossen Wiese

Beim SBB-Bahnhof wird eines der letzten grossen Altstätter Baugebiete vorerst mit 83 Wohnungen bebaut.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Gert BrudererInnerhalb des dicht bebauten Siedlungsgebiets der Stadt sticht das Areal zwischen Bahnhofstrasse und Alter Landstrasse heraus. Zwei Eigentümer besitzen zwei benachbarte Grundstücke mit einer Fläche von rund 6600 bzw. 6900 Quadratmetern. Weitere angrenzende freie Parzellen haben zusammen ungefähr 2000 Quadratmeter, so dass die unbebaute Fläche insgesamt gut eineinhalb Hektaren beträgt. Grössere unbebaute Grundstücke wie der Boden der Evangelischen Waisenguts- und Fondsgemeinde oder das Kloster-Areal sind an einer Hand abzählbar.Maturaarbeit betraf vor fünf Jahren dieses GebietDer ehemalige Altstätter Kantonsschüler Nahuel Barroso widmete dem (eine Gehminute vom Bahnhof entfermten) Baugebiet vor fünf Jahren seine Maturaarbeit. Sie wurde in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften mit dem 1. Preis gewürdigt. Doch es blieb bei der guten Idee, denn Nahuel Barrosos Fallstudie für die Besiedlung der grossen Wiese im Oberkirlen (Zone W4) wurde, wenn überhaupt, nur am Rande zur Kenntnis genommen.Hätte nicht die Stadt eine wegweisende Überbauung anregen können, vielleicht sogar ein Projekt mit dem Potenzial, zu einer Art zweitem Altstätter Zentrum in unmittelbarer Bahnhofsnähe zu werden? Konkret: Wäre nicht ein Überbauungsplan, idealerweise sogar unter Einbezug weiterer Grundstücke, eine gute Chance gewesen, ein durch den öffentlichen Verkehr mustergültig erschlossenes Gebiet bestmöglich zu entwickeln? Zumindest vage Gedanken zum Thema hatten bestanden, aber die verschiedenen Vorstellungen der Grundeigentümer passten nicht zusammen, schon der Zeitplan war uneinheitlich. [caption_left: Der Blick nach rechts (Nordwesten) veranschaulicht die Grösse des Baugebiets. Das weisse Haus links der Mitte ist das ehemalige Union-Gebäude an der Bahnhofstrasse.]Begonnen wird mit drei vieleckigen HäusernDemnächst legt ein erster Eigentümer los, indem auf dem grössten Grundstück drei Mehrfamilienhäuser mit 83 Wohnungen, davon 56 Eigentumswohnungen, entstehen. Die heutigen Gebäude im näheren Umfeld der geplanten Überbauung fallen durch eine geringere Siedlungsdichte auf, weshalb die Fortimo Invest AG als Bauherrin polygonale (vieleckige) Gebäudeformen gewählt hat; diese lassen selbst den Altstätter Hochbauchef ein gewisses Staunen zum Ausdruck bringen. Dank der gewählten Gebäudeformen treten die Häuser kleinteiliger in Erscheinung. Die Bauherrin (die derzeit in Altenrhein die Überbauung am Dorfplatz erstellt) erkennt in der Staffelung der Fassade den Vorzug, dass meist nur ein Teil der Fassade gesehen werde. Zudem gewännen die Wohnungen durch ihre unterschiedliche Ausrichtung an Privatsphäre.Zu den drei Mehrfamilienhäusern gehört eine Tiefgarage mit 125 Plätzen für Bewohnerinnen und Bewohner sowie 19 Plätzen für Besucherinnen und Besucher. Weitere 15 Besucherplätze sind oberirdisch angeordnet. Für rund ein Drittel der Bewohnerparkplätze ist der Ausbau von Elektro-Ladestationen vorbereitet, die Strom von der hauseigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach beziehen. Die Bauarbeiten sollen möglichst im August beginnen, der Bezug der Wohnungen ist für Ende 2025 vorgesehen.Ein Nachbar erhält laufend TelefonateDer Eigentümer der fast gleich grossen Nachbarparzelle hat für die nächste Zeit keine Bebauung im Sinn. Namentlich möchte er lieber nicht genannt werden, weil er schon jetzt laufend Telefonate erhalte von Leuten, die sich für seinen Boden interessierten.Wenn irgendwann auch sein Grundstück mit Häusern bestückt wird, verwandelt sich die freie Fläche im Oberkirlen in eine Siedlung, die der einst aufsehenerregenden Lüchinger Seven-Überbauung punkto Grösse und Wohnungsgesamtzahl den Rang ablaufen wird.

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