14.05.2018

«Abhaken und nach vorne schauen»

Tabellenführer Rheineck verliert in Speicher mit 2:4, liegt aber immer noch gut im Rennen um den Aufstieg in die 2. Liga. «Abhaken und nach vorne schauen», sagt Torhüter Marco Dietsche, «es bleiben uns noch vier Spiele.»

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni Bruggmann«Marco war heute unser Mann des Spiels», sagte Michael Hausmann, Rheinecks Sportchef, und «Rüthi scheiterte immer wieder am grossartig disponierten Rhein­eck-Goalie», schrieb Gerhard Huber im «Rheintaler».Das war vor einer Woche, als Rheineck daheim gegen Rüthi 3:2 siegte. Also ist der Moment ge­rade richtig, Marco Dietsche, den erfolgreichen Torhüter des FC Rheineck, kennenzulernen. Diesmal spielt Rheineck, der Leader, in Speicher. Mit fünf Siegen aus sechs Spielen sind die Appenzeller die erfolgreichste Mannschaft der Rückrunde.Goalie wärmt sich immer mit den gleichen Übungen aufZusammen mit Luca Müller, einem Feldspieler, der nicht von Anfang an zum Einsatz kommt, wärmt sich Marco Dietsche auf. Er läuft locker hin und her und dehnt seine Muskeln. Er fängt Würfe aus der Nähe und Flanken aus der Ferne. Er wirft sich blitzschnell zu Boden und reagiert nach links und nach rechts. Am Schluss versucht er, die Schüsse seiner Mitspieler zu fangen. «Ich habe beim Einspielen seit Jah­- ren den gleichen Ablauf und mache immer die gleichen Übungen. Ich brauche dieses Einfache, Gleichförmige. Es gibt Sicherheit», sagt er.Niederlage trotz Führung – auch der Goalie patztDas Spiel beginnt. Nach einer Viertelstunde läuft Speichers Stürmer Bänziger allein auf das Rheinecker Tor. Dietsche stürmt dem Angreifer entgegen, macht sich breit und kann mit einer mutigen Parade den Schuss zur Seite lenken. Drei Minuten später geht seine Mannschaft in Führung, Manuel Baumann trifft zum 1:0. Alles läuft nach Plan!Doch das ändert: Am Schluss setzt es für den Leader eine Niederlage ab, und der Torhüter ist daran nicht unschuldig.Beim ersten Gegentor ist er im Strafraum unterwegs, erwischt den Ball aber nicht. Beim zweiten dringt der Ball in der nahen Ecke ein, also in der «Tor­hüter-Ecke». Dann rutscht ihm das Spielgerät aus der Hand und ein Gegner kann profitieren, und beim Freistosstor kurz vor Schluss steht die Mauer so schlecht, dass der Torhüter keine Chance hat.In der ganzen Saison noch nie so viele Tore kassiertVier Tore hat der FC Rheineck in dieser Saison noch nie zugelassen. «Abhaken und nach vorne schauen», sagt Marco Dietsche und ergänzt: «Ich hatte eine Super-Vorrunde mit nur zwölf Toren in elf Spielen.»Marco Dietsche ist in Rhein­eck aufgewachsen, wohnt aber heute in Gossau. Seit August des letzten Jahres ist er mit Fabienne verheiratet. Für den Beruf fährt er westwärts: Er arbeitet als Schreiner in Kirchberg. Für den Fussball fährt er ostwärts: Er spielte immer im Rheintal. Als Junior bei Widnau und Rheineck, und als Aktiver bei Rheineck, Au-Berneck und Montlingen – und jetzt wieder in Rheineck.Bei drei Vereinen im Rheintal die Nummer 1«Ich hatte Glück: Ich war immer Torhüter Nummer 1, hatte also immer einen Stammplatz», blickt er nicht ohne Stolz zurück, «und ich hatte auch in Sachen Verletzungen grosses Glück.» Den Wadenbeinbruch, der dem 18-Jäh­rigen das Debüt in der ersten Mannschaft des FC Widnau vermasselte, hätte er fast vergessen.Mit seiner Grösse von 1,77 m hat der 30-Jährige nicht die Idealmasse für einen Torhüter, aber er ist trainingswillig. «Ich habe Spass am Fussball und freue mich auf jedes Training, denn das ist für mich der perfekte Ausgleich.» Geprägt haben ihn Didi Metzler, als Trainer im Rheintal bestens bekannt, und Jürg Nüesch, der seine Torhüterkarriere bei Balzers in der 1. Liga beendete.Zwei Trainer haben Marco Dietsche geprägt«Didi hat damals bei Rheineck auf mich gesetzt und mich stets angespornt, und vom erfahrenen Goalie Jürg habe ich in der Torhüterschule in Rebstein so manchen gute Tipp bekommen.»Ein Tipp hat gefehlt: Was mache ich, wenn es mir einmal nicht läuft? Die Antwort findet Marco Dietsche selber: «Abhaken und nach vorne schauen.»

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