Abfallsünder verärgern Brocki-Leiter

Hildegard BickelAls er kürzlich die Brockenstube aufschliessen wollte, bemerkte Markus Oehy einen Sack voller Lebensmittel vor dem Eingang. Darin befand sich aufgeschnittenes Fleisch, geschmolzene Glace und Schokodrinks; alles längst abgelaufen. Der Betriebsleiter der Blaukreuz-Brockenstube zeigt Bilder auf seinem Handy. «Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Ware möglichst schnell zu entsorgen.» Bei weiteren Vorfällen deponierten Unbekannte an Wochenenden nahezu komplette Wohnungseinrichtungen in einer dunklen Ecke des Brocki-Geländes. «Am folgenden Montagmorgen war alles nass, da es in der Nacht regnete.» Das wertlos gewordene Gerümpel musste Markus Oehy mit dem Lastwagen wegschaffen, was Nerven, Aufwand und Geld kostete.Illegale Entsorgungen häufen sichEr kann sich solches Verhalten nicht plausibel erklären. «Es hat mit Anstand und Charakter zu tun. Ich stelle doch auch nicht dem Nachbarn Abfall vor die Tür, den ich nicht mehr haben will.» Markus Oehy nahm Kontakt mit der Gemeinde auf und erkundigte sich, was in solchen Fällen zu tun sei. Das Bauamt kennt das Problem. Auch bei öffentlichen Sammelstellen wird oft mehr entsorgt, als erlaubt ist. Dagegen vorzugehen, sei schwierig. Oehy versucht es seit letztem Herbst mit mehreren Überwachungskameras, die er um das Haus herum montierte. Anhand der Bilder konnte er beobachten, wie Leute mitten in der Nacht ihre Ware vor dem Eingang hinterliessen. Auch tagsüber, ausserhalb der Öffnungszeiten, werden Gegenstände einfach vor der Tür deponiert. Einem ihm bekannten Nachbarn brachte Markus Oehy einen unbrauchbaren Stuhl zurück. Die Ausrede des Mannes, die Brockenstube sei bei der Abgabe des Stuhls nicht offen gewesen, lässt Markus Oehy nicht gelten. Bereits mehrmals suchte er in solchen Fällen ein klärendes Gespräch. Sollten eine Autonummer oder andere Beweise auf den Kamerabildern erkennbar sein, schreckt er künftig nicht vor einer Anzeige wegen Littering zurück. Er bittet, die Leute mögen sich an die Öffnungszeiten halten. Nur dann kann das Personal die Ware annehmen und sortieren. Es müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein: beispielsweise hygienische Standards bei Küchengeräten, unbeschädigte Möbel und Kleider oder vollständige Geschirrsets. Die entscheidende Frage soll stets lauten: «Würde ich es selber kaufen wollen?» Die Brockenstube geniesst den Ruf, ein sauberes, gepflegtes Sortiment zu führen. Liebhaber finden Sammlerstücke, die wohl ihren Preis haben, jedoch zum Teil aufwendig mit Hilfe eines Uhrmachers, Handwerkers oder anderen Mitarbeitern in Stand gesetzt werden. «Unsere Kunden sollen mit Freude Schnäppchen machen können», sagt Markus Oehy. HinweisÖffnungszeiten Brockenstube Berneck: Mo. – Fr., 13.30 – 18 Uhr, Sa. 10 – 16 Uhr. Bei Bedarf holen Mitarbeiter grosse Ware (zum Beispiel Möbel) gratis ab und führen Hausräumungen durch.