30.10.2019

«Abfall ist das falsche Wort»

Die geplante Deponie Neufeld in Rüthi löste am Infoabend lebhafte Diskussionen aus. Ist das Trinkwasser gefährdet? Nimmt der Verkehr zu?

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelDie Gaststube im Restaurant Schäfli war gut besucht, die Stimmung wie an einem Stammtisch. Abwartend hörten die rund 30 Anwesenden zu, was der Gemeinderat und die an der Planung beteiligten Personen zum Sondernutzungsplan der Deponie Neufeld mitzuteilen hatten. Das Grundstück ist im kantonalen Richtplan als Deponiestandort für ausschliesslich sauberes Aushubmaterial festgelegt. «Darunter sind Erdreich und Steine zu verstehen», sagte Roger Dietsche, Bauingenieur bei der Wälli AG, auf die Frage, was konkret deponiert werde. Abfall sei das falsche Wort dafür. Es handle sich um Volumen, das beispielsweise beim Bau von Einfamilienhäusern oder Tiefgaragen anfalle.Die geplante Deponiefläche beträgt rund 18 000 Quadratmeter und befindet sich zwischen Autobahn und Rheindamm. Das gesamte Deponievolumen beträgt 60 000 m3. Dies würde eine voraussichtliche Betriebsdauer der Deponie von drei bis fünf Jahren mit sich bringen. Danach entstehe eine Mager- und Trockenwiese. Parallel zum Deponiebetrieb soll der Bau einer Interventionspiste durch das Rheinunternehmen erfolgen.Worauf die Votanten warteten, war jedoch das Stichwort Verkehrsaufkommen. Etwa 20 Lastwagenfahrten mehr pro Tag fallen an aufgrund des regionalen Deponiebetriebes. «Das mag Rüthi verkraften», entgegnete Gemeindepräsident Philipp Scheuble auf die Einwände, die Fahrten könnten statt über die Werkstrasse durch das Dorf führen. Die Deponie selber befindet sich abgegrenzt von der Wohnzone hinter der Autobahn und der Lärmschutzwand. Ausführlich zur Sprache kam auch die Sicherung des Grund- und Trinkwassers. Es dürfe kein Risiko betreffend Verunreinigungen bestehen, wurde gefordert. Die geplante Deponie befinde sich in einer Schutzzone.Das Projekt habe man durch verschiedene Experten prüfen lassen, antwortete Philipp Scheuble. Es fanden unter anderem Bodenproben statt und Messungen zur Tragfähigkeit der Deponie. Auch die Frage, ob die Deponie nur des Geldes wegen betrieben werde, verlangte Klärung. Die Gemeinde Rüthi erhalte pro Kubik Aushubmaterial drei Franken, was während der Betriebszeit einem Ertrag von etwa 200 000 Franken entspräche, sagte Philipp Scheuble. Andererseits leiste man auch einen Beitrag zum kantonalen Deponie-Notstand. Die Männer, die sich zu Wort meldeten, erwiesen sich als sachkundig, sparten aber nicht mit launigen Bemerkungen: «Rüthi, der Abfallkübel zwischen Sargans und Rorschach.» Was Antworten folgen liess wie: «Irgendwo muss das Zeug hin.» Ortsgemeindepräsident Bernhard Schneider sagte, er erwarte mehr Vertrauen in die Arbeit der Planer und Betreiber der Deponie. Das Grundstück ist mehrheitlich im Besitz der Ortsgemeinde. Teile gehören dem Bundesamt für Strassen Astra und dem Rheinunternehmen.Philipp Scheuble versicherte, das Amt für Umwelt gewährleiste regelmässige Kontrollen. Zudem werde die Deponie während der Betriebszeiten beaufsichtigt. Die Emotionen zum Thema überraschten ihn nicht. Entsprechend rechnet er mit Einsprachen. Darüber müssten in der Folge Gerichtsbehörden entscheiden.HinweisDas Projekt und der Sondernutzungsplan der Deponie liegen bei der Gemeinde bis am 28. November öffentlich auf.

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