«Was Gott durch den Berg getrennt hat, soll der Mensch nicht mit einem Loch verbinden.» Der Spruch, im Land vor dem Arlberg eigentlich gemünzt auf den Bau des Eisenbahntunnels, der seit 1884 das Ländle mit dem grossen Rest von Österreich verbindet, erhielt noch einmal Auftrieb beim lange später geplanten Strassentunnel. Besonders weit weg von der Bundeshauptstadt Wien gab und gibt man sich selbstbewusst und hält sich für so ganz anders im Denken und Handeln als die «Restösterreicher», also alle anderen in der Alpenrepublik.In den Arlbergtunnel, die für die Ostschweiz wichtige Verbindung zwischen Vorarlberg und Tirol, wurden rund 961 Millionen Euro investiert, die teilweise durch eine Maut refinanziert werden: 10 Euro kostet heute die einzelne Autofahrt von Langen nach St. Jakob. Kaum mehr vorstellbar, dass sich zuvor der Verkehr ausschliesslich über die kurvigen Strassen über den 1800 Meter hohen Pass quälte: Die Eröffnung des wintersicheren Arlbergtunnels vor 40 Jahren war daher ein Meilenstein im Strassenbau. Bis zu 1200 Strassenbauer und Mineure waren ab 1973 auf der Baustelle im Einsatz.Einzigartiges SicherheitssystemSeither sind 80 Millionen Fahrzeuge durch den einröhrigen Tunnel gefahren, rund 8500 sind es heute laut der Tunnelbetreiberin Asfinag pro Tag, 4200 pro Richtung – der Anteil der Lastwagen beträgt rund 1100. Der inklusive der Galerien 15516 Meter lange Strassentunnel ist das Kernstück der 51,8 Kilometer langen Arlberg-Schnellstrasse S16. Vom Westportal steigt er auf 10 Kilometern mit 1,3 Prozent bis zum Scheitel, danach fällt er über 3,5 Kilometer mit 1,67 Prozent zum Ostportal St. Jakob. Der Strassentunnel war ursprünglich zweiröhrig geplant, eine zweite Röhre wurde aber nie realisiert und ist derzeit auch nicht absehbar. Nach einigen verheerenden Katastrophen rund ums Jahr 2000 in Europa investierte die Asfinag in die Tunnelsicherheit. Die ganz grossen Katastrophen blieben zwar aus, schwere Verkehrsunfälle gab es aber immer wieder. Ein 33-jähriger Lastwagenfahrer hatte 2006 allerdings Glück im Unglück. Als die auf dem Zugfahrzeug verstauten Bitumenbahnen Feuer fingen, stoppte der Chauffeur im Tunnel und versuchte die Flammen mit einem Handfeuerlöscher einzudämmen. Als das nicht gelang, setzte er kurzerhand seine Fahrt über die restlichen 6,5 Kilometer fort und lenkte den Lastwagen sicher ins Freie.Heute sortiert ein sogenannter Thermoscanner überhitzte Schwerfahrzeuge und Busse automatisch zum Abkühlen vor der Durchfahrt durch den Tunnel aus, eine europaweit einzigartige Technologie. Bei Bränden im Tunnel löschen eine Sprühnebelanlage und Wasserdüsen den Brand und halten die Temperatur so niedrig, dass das Gebäude nicht beschädigt wird. Weniger glimpflich ging ein schwerer Unfall im Januar 2018 aus: Elf Personen wurden verletzt, vier davon schwer. Vier Fahrzeuge waren in das Ereignis verwickelt, darunter zwei aus der Schweiz.Bereits von 2004 bis 2007 hatten Asfinag und die Österreichischen Bundesbahnen 48 Millionen Euro in die Errichtung von acht Flucht- und Rettungswegen investiert, die den Strassentunnel mit dem parallel verlaufenden Bahntunnel verbinden. Die Asfinag steckte von 2014 bis 2017 dann 155 Millionen Euro in den Ausbau der Sicherheit und in die Sanierung der elektrotechnischen Einrichtungen. Es wurden 37 Wege zu den sicheren Fluchtkavernen zwischen Bahn- und Strassentunnel und acht zusätzliche Pannenbuchten errichtet. Dafür waren zwei mehrmonatige Vollsperren 2015 und 2017 nötig – die Autofahrer mussten über Deutschland oder über den Arlbergpass ausweichen.Abschnittskontrolle für TempolimiteSeit Donnerstag überwacht nun eine Section-Control-Anlage die durchschnittliche Geschwindigkeit von Fahrzeugen im Tunnel, nachdem es im einröhrigen Tunnel mit Gegenverkehr zu gefährlichen Überholmanövern gekommen war. Das Prinzip der einzigen Anlage im Westen Österreichs: Wer im Tunnel vorschriftsgemäss mit 80 Stundenkilometern unterwegs ist, benötigt rund zehn Minuten. Wer schneller fährt, muss künftig mit einer Strafe rechnen, im Normalfall mit mindestens 50 Euro. Für mögliche Strafen gilt die übliche Toleranz wie bei den herkömmlichen Radarkästen. (cz) Pro Kilometer ein Toter– Vier Jahre Bauzeit: Das Bauvorhaben startete am 1. Juni 1974, der offizielle Durchschlag fand am 11. November 1977 statt.– Symbol des Näherkommens: Als «Symbol und Mittel des Näherkommens zwischen allen Menschen» bezeichnete der österreichische Bundespräsident Rudolf Kirchschläger den Tunnel bei der Eröffnung 1978.– Längster Strassentunnel Österreichs: Der Arlbergtunnel ist mit knapp 14 Kilometern (ohne Galerien) der längste Strassentunnel Österreichs. Der längste Strassentunnel weltweit ist der Lærdalstunnel in Norwegen (24,5 Kilometer).– Fahrzeit: Der Tunnel verkürzt die Fahrzeit zwischen Tirol und Vorarlberg deutlich.– 14 Todesopfer: Eine Gedenktafel bei der Kapelle am Westportal ist den beim Bau Verunglückten gewidmet.– Einer der modernsten Tunnel: Seit dem letzten Ausbau gehört der Tunnel zu den modernsten Strassentunneln weltweit. (cz)