08.10.2019

«5G-Rebstein» wehrt sich gegen Antenne

Furcht vor Strahlen: Im Ergetenquartier macht eine Interessengemeinschaft gegen eine geplante 5G-Antenne mobil.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerDonnerstagnachmittag letzter Woche. Der Spielplatz hinter dem Mehrfamilienhaus Strickerstrasse 3 ist verwaist. Zwei Frauen, eine mit einem Kleinkind, unterhalten sich am Rande des Sandkastens. Thema ist die geplante 5G-Mobilfunkantenne, die Salt Mobile SA auf dem Dach des Mehrfamilienhauses errichten will. Das Bauvisier, das die Höhe des Mastes markiert, ist vom Spielplatz aus gut zu sehen. Die umliegenden Hausbesitzer sind Miteigentümer dieses Spielplatzes. Aus ihren Reihen hat sich vor knapp zwei Wochen die Gruppe 5G-Rebstein gebildet. Julia Emmert ist Mitglied der Gruppe. «Ausgerechnet beim Sandkasten ist die Strahlenbelastung am höchsten», sagt die Mutter zweier Kinder.Morgen läuftdie Einsprachefrist abWer sich mit den Frauen unterhält, spürt die Furcht vor der Strahlenbelastung. Deshalb hat die Interessengemeinschaft aus dem Gebiet Ergeten mobil gemacht. Innert kürzester Frist hat sie eine Internetseite mit E-Mail-Adresse aufgeschaltet, Flyer gedruckt und zu Sitzun-gen eingeladen. Denn die Zeit ist knapp, die Einsprachefrist läuft morgen Donnerstag ab. «Bald strahlt nicht mehr ausschliesslich die Sonne im Quartier, wenn wir uns nicht wehren», ist auf der Startseite von www.5g-rebstein.ch zu lesen, darüber ein Zählwerk für die verbleibende Zeit. «Bis Donnerstag, 10. Oktober, wollen wir so viele Unterschriften wie möglich sammeln und sie dem Gemeinderat übergeben», sagt Julia Emmert. Zur Einsprache berechtigt seien nicht nur die direkt angeschriebenen Hausbesitzer, sondern alle Leute im Umkreis von 618 Metern. Weil sich innerhalb dieser Distanz auch Schulhäuser befinden, stösst «5G-Rebstein» der Standort an der Stickerstrasse 3 besonders sauer auf. Vor allem um die Gesundheit ihrer Kinder sorgen sie sich. Auch die Tatsache, dass die Gemeinde nicht alle Bewohner über das Geplante informiert hat, halten die Frauen für bedenklich.Das Visier auf dem Dach des Mehrfamilienhauses stehe schon länger. Erfahren aber, dass dort eine 5G-Antenne hin soll, habe sie aus dem Brief der Gemeindeverwaltung. Dem Einschreiben entnahm sie auch, allfällige Einsprecher hätten 14 Tage Zeit, um sich zu äussern. «Wir haben uns auf der Gemeinde erkundigt, ob man die Frist nicht verlängern könne, wegen der Schulferien. Es hiess nein», sagt Julia Emmert, «so bleibt uns sehr wenig Zeit, möglichst viele Leute zu mobilisieren.» Warum legt die Gemeinde die Einsprachefrist in die Schulferienzeit? Muss die Anzeige dann erfolgen, wenn dies die Bauherrschaft verlangt, oder hat die Gemeinde einen Ermessensspielraum? Andreas Eggenberger, Gemeindepräsident von Rebstein: «In der Verordnung zum Planungs- und Baugesetz gibt es Maximalfristen, die einzuhalten sind. Das Baugesuch befindet sich schon länger bei uns, da die Prüfung der Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung beim Kanton vorgängig erfolgte. Anschliessend folgt die Auflage. Es gibt keinen Fristenstillstand für irgendwelche Möglichkeiten.» Und welche Handhabe hat der Gemeinderat, eine solche Antenne in einem der grössten Wohnquartiere zu verhindern? «Wenn die Vorschriften eingehalten sind, gibt es grundsätzlich keine Möglichkeiten», sagt der Gemeindepräsident. In Rebstein ragen drei Mobilfunkantennen gen Himmel, weitere Gesuche liegen laut Andreas Eggenberger zurzeit nicht vor.Strahlen der 5G-Antenne grenzwertigVerblüfft, was die Grenzwerte anbelangt, ist auch Linda Hungerbühler. «Der Anlagegrenzwert wird mit 5 Volt pro Meter angegeben. Den Unterlagen ist zu entnehmen, dass ausgerechnet beim Sandkasten von ei-nem Wert von 4,99 ausgegangen wird», sagt das «5G-Rebstein»-Mitglied. Dass es sich bei der geplanten Anlage um eine 5G-Antenne handelt, habe man erst auf Nachfrage beim Bauamt erfahren. In den Unterlagen sei davon nichts zu lesen. Die beiden Frauen hoffen, dass sie auch den Eigentümer der Liegenschaft, auf der die Antenne stehen soll, zur Umkehr bewegen können. Unterschriftenbögen und Unterlagen findet man auf der Homepage www.5g-rebstein.ch. Das Mehrfamilienhaus an der Strickerstrasse 3 gehört der Thomas Müller Immobilien AG in St. Gallen. Weil die zuständige Person in den Ferien weile, könne man zu der geplanten Antenne nichts sagen, hiess es auf telefonische Anfrage.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.