21.07.2019

50 Jahre Mondlandung: Ein Zeitungskommentar von damals

Heute vor 50 Jahren landeten zum ersten Mal Menschen auf dem Mond. "Der Adler ist gelandet", meldete Neil Armstrong, nachdem er mit Edwin Aldrin mit der Landefähre "Eagle" auf der staubigen Oberfläche des Mondes aufsetzte. Leser Wolfgang Morgenstern fand in seinen Unterlagen einen Zeitungsausschnitt vom 21. Juli 1969, in dem die Mondlandung dokumentiert ist.

Von red
aktualisiert am 03.11.2022
Interessant ist der Kommentar der Luzerner Neueste Nachrichten zu dem für die Menschheit wichtigen Ereignis. Zwar wurden die Pläne von Mondsiedlungen nicht umgesetzt. Doch das 50 Jahre alte Schreiben scheint kaum an Aktualität eingebüsst zu haben. Es wurde gefordert, Entwicklungsschritte, wie sie technisch möglich waren, auch zu Gunsten iridischer Probleme wie Hungerbekämpfung und Naturschutz einzusetzen.Hier der Original-Kommentar:Was tun mit dem Mondflug?Die Sprache sträubt sich, das Ereignis wiederzugeben. Begriffe, die bislang ihre festumrissene Bedeutung hatten, geraten ins Wanken. Die Amerikaner Neil Armstrong und Edwin Aldrin sind auf dem Mond gelandet und haben unser konventionelles Weltbild so überraschend, fast explosionsartig ausgeweitet, dass unsere Alltagssprache Mühe hat, das unbegreifliche Faktum zu integrieren. Wir können nicht sagen, die beiden Amerikaner seien mit ihrem Raumschiff in einer neuen Welt niedergegangen. Die «neue Welt», da war in unseren Augen bisher ein Teil der Erde. Obwohl die Vereinigten Staaten uns Europäern schon lange nicht mehr als fremdes und neues Gebiet in unerreichbarer Ferne vorkommen, so sind wir seit Generationen gewohnt, ihre Nation als die «neue Welt» zu bezeichnen. In Zukunft können wir das nicht mehr mit derselben Selbstverständlichkeit tun wie bisher.Mehr als alle technischen Details und die vielen bunten Einzelheiten des technologisch aufwendigsten Unternehmens der Weltgeschichte, zeigt diese Tatsache, wo die Bedeutung der ersten Präsenz von Menschen auf einem fremden Himmelskörper liegt. Wir werden unseren Heimatplaneten fürderhin nicht mehr gedankenlos und pauschal schlechthin als «die neue Welt» bezeichnen können. Unsere Astronomen lehren uns zwar seit Jahrhunderten, dass unser kleines Gestirn nicht gerade der Mittelpunkt des Universums ist. In unserer Gedankenwelt – und damit auch in unserer Sprache – ist diese wichtige Vorstellung bislang aber auf einen bescheidenen Nebenplatz verdrängt worden.Sicher wäre es falsch, wollte man nach der Mondlandung jetzt prophezeien, dass dieses «irdische Nabelstarren» ein für allemal der Vergangenheit angehört. Das wichtigste Geschöpf im Universum wird für uns der Mensch bleiben, und der wichtigste Planet die Erde, daran kann es keinen Zweifel geben. Dennoch dürfte mit der ersten Mondlandung die Zeit der «kosmischen Stubenhocker», die in ihrem Bewusstsein für immer und ausschliesslich der Erde verhaftet sind und bleiben, vorbei sein. Ebenso wie sich die erbitterten Gegner der Eisenbahn und des Flugzeuges im Laufe der Jahre dem Fortschritt ergeben mussten, werden sich jene bekehren lassen müssen, für die heute das Universum nur als Bühnenhintergrund für die irdische Szene erscheint.Wir selbst dürften es noch erleben, dass es in wenigen Jahren bemannte Siedlungen auf dem Mond gibt. Der Direktor des amerikanischen Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa, Dr. Thomas Paine, hat bereits erklärt, dass man im Lauf der nächsten neun Mondlandungen, die innerhalb der nächsten drei Jahre durchgeführt werden sollen, wahrscheinlich Mondsiedlungen anlegen wird. Der amerikanische Vizepräsident Spiro Agnew hat beim Start von Apollo 11 mit dem Vorschlag, in den 80-er Jahren Amerikaner auf den Mars zu entsenden, einen grossen Wirbel ausgelöst.Doch bevor die Entwicklung weitergeht, die jetzt mit der amerikanischen Mondlandung eingeleitet wurde, bevor man die ersten Astronauten auf die Jahresreise zu unserem rötlich schimmernden Nachbarplaneten abschiesst, sollte eines in Angriff genommen werden. Man muss die Organisationsformen und Methoden, die in den letzten Jahren ersonnen wurden, um die Mondlandung überhaupt erst möglich zu machen, auch dort einsetzen, wo sie auf der Erde den grössten Nutzen bringen, etwa bei dem weltweiten Kampf gegen den Hunger, das Elend in den Städten und die Verpestung der Natur mit Abgasen und chemischen Giftstoffen. Tun wir es nicht, dann wäre es nicht mehr zu verantworten, den Vorstoss in die Unendlichkeit des Universums weiter ohne Rücksicht auf andere Belange voranzutreiben.Anatol Johansen

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