Niemand soll von einem Gottesdienst ausgeschlossen werden. Dieser Grundsatz steht hinter den Corona-Schutzkonzepten der beiden Landeskirchen. Die Pfarreien und Kirchgemeinden entscheiden selbst, welches sie anwenden: Sie können an der Kirchentür kontrollieren, ob die Gläubigen der 3G-Regel entsprechen oder eine Maske tragen müssen.Das einzige Kriterium, das die Seelsorgeeinheit Blattenberg zugrunde legt, ist die zu erwartende Besucherzahl. Singt zum Beispiel der Männerchor in der katholischen Kirche in Oberriet oder es feiert eine grosse Familie eine Stiftmesse, gilt die Zertifikatspflicht. Dann finden mehr als 50 Personen Einlass. Per 13. September hat der Bund den Religionsgemeinschaften die Möglichkeit gegeben, mehr als 50 Gläubigen Einlass zum Gottesdienst zu gewähren. Voraussetzung ist, dass ein Covid-Zertifikat vorgelegt und der Raum nur zu zwei Dritteln belegt wird.«Diese Frage stellt sich in Kobelwald nicht», sagt Gabi Ceric, Pfarreibeauftragte in Oberriet. In der kleineren Pfarrei der gleichen Seelsorgeeinheit halten sich während eines Gottesdienstes meist weniger als die erlaubten 50 Personen auf – inklusive Seelsorger, Ministranten, Mesmer und Organist. Ausserdem müssen der Abstand eingehalten und Kontaktdaten erhoben werden.Gläubige sind froh, ohne Maske singen zu dürfenAndrea Hofacker, Pfarrerin in Marbach, hat mit der 3G-Regel gute Erfahrungen gesammelt. «Die meisten Leute nehmen das komplizierte Verfahren auf sich. Sie freuen sich, wieder ohne Maske singen zu dürfen.» Sie sei vor allem wegen der älteren Leute froh, sagt sie. Es erleichtert der Pfarrerin die seelsorgliche Arbeit sehr, die Mimik des Gegenübers lesen zu können.Konflikte an der Kirchentür erlebt Andrea Hofacker nicht. «Ich habe noch niemanden wegschicken müssen.» Es sei vorgekommen, dass einzelne Leute nicht geimpft waren. «Sie gingen freiwillig wieder.»In den Gottesdiensten, in denen die 3G-Regel gilt, sei die Stimmung gelöster als sonst. «Die Leute können davon ausgehen, dass neben ihnen wahrscheinlich niemand sitzt, der mit Corona infiziert ist.»Die reformierte Pfarrerin stellt allerdings die Sonderregelung in Frage, die die Kirchen für sich erwirkt haben. «Ich finde, sie sollten den gleichen gesellschaftlichen Beitrag leisten, wie andere Organisationen auch», sagt sie. «Alle anderen müssen ihre Zusammenkünfte mit maximal 30 Personen organisieren.» In Gottesdiensten beträgt das Limit 50.Sekretariat bietet Unterstützung anEs gibt unter den Kirchgängern Menschen, denen es Mühe bereitet, die mit dem Zertifikat verbundene Technik zu handhaben. «An sie haben wir auch gedacht», sagt Gabi Ceric. Im Sekretariat hat man für jene Pfarreiangehörigen das Zertifikat online beantragt, ihnen den Ausdruck gegeben und die Daten wieder gelöscht. Das nahmen nur wenige in Anspruch. «Das Covid-Zertifikat vorzuweisen, haben die Oberrieter spätestens seit der Kilbi verinnerlicht.» Wer keines habe, könne einen Gottesdienst einer anderen Pfarrei der Seelsorgeeinheit besuchen, in dem die 50er-Regel gilt.Als «Migros»-Gottesdienst bezeichnen die Gläubigen der Seelsorgeeinheit Buechberg die Feiern mit Maskenpflicht. Der Übername beruht auf dem orangefarbenen M, dem Logo des Detaillisten. Im «Pfarreiforum» hat man sie so gekennzeichnet. «In der Migros muss man auch Masken tragen», sagt Hannah Audebert, Pfarreibeauftragte in Rheineck. Ist in der Gottesdienstordnung ein Z aufgeführt, gilt die Zertifikatspflicht.In Rheineck gibt auch die erwartete Besucherzahl den Ausschlag für den Modus. Anfang Oktober beging die Pfarrei das Theresienfest auf der Baustelle der Kirche. Sie wird im Moment saniert. «Es kamen etwa 80 Personen und drei von ihnen hatten sich testen lassen», sagt Hannah Audebert. Am Kinderbibeltag nahmen kürzlich etwa 50 Kinder teil. «Als nachmittags die Eltern hinzustiessen, konnten wir ganz entspannt draussen sein. Das Wetter passte.»