Christlich 29.06.2024

30 Rappen, oder wie eine Fremde mich lehrte, dankbar zu sein

«Nun danket alle Gott, mit Herzen, Mund und Händen.» So beginnt ein bekanntes Kirchenlied. Die Singenden und Zuhörenden werden aufgefordert, dankbar zu sein und Gott für alles Gute, das sie im Leben erfahren haben, zu danken.

Von Barbara Damaschke-Bösch
aktualisiert am 30.06.2024

Mir hat dieses Lied immer wieder geholfen, dankbar darauf zu sehen, wie viel in meinem Leben gut war und ist. Es zeigt mir aber auch, dass Danke sagen kein Selbstläufer ist. Kinder schauen das Danken den Erwachsenen ab und brauchen manchmal einen kleinen Erinnerungsstupser. So lernen sie, sich zu bedanken.

Aber auch für Erwachsene ist ein Danke nicht immer einfach. Das wurde mir letzthin an der Kasse eines Grossverteilers schmerzlich bewusst. Auf dem Weg nach Hause wollte ich ein paar Dinge einkaufen. Als die Kassierin den zu bezahlenden Betrag nannte, öffnete ich meine Handtasche, um das Portemonnaie herauszuholen. Da erschrak ich: Die Tasche war leer.

Ohne Bargeld und Karte an der Kasse

Es kam mir augenblicklich in den Sinn, dass ich kurz vor der Abfahrt von zu Hause einem Kind Geld aus meinem Geldbeutel gegeben und diesen nicht in die Handtasche zurückgelegt hatte. So stand ich also ohne Bargeld und ohne Karte an der Kasse, beobachtet von allen anderen in der Warteschlange. Zum Glück hatte ich einige Bonuspunkte angesammelt und konnte über diese den grössten Teil des Betrages bezahlen. Aber es blieben 30 Rappen übrig.

Ich kramte fieberhaft in meiner Tasche und den Hosensäcken. Alles Mögliche fand sich ein, nur kein Geld, nicht einmal ein «Wägeli»-Franken. In meine Ratlosigkeit hinein öffnete die Dame, die nach mir an der Reihe war, ihren Geldbeutel und bezahlte die 30 Rappen für mich. Es war mir überhaupt nicht recht. Ja, es war mir peinlich, obwohl ich an ihrer Stelle wohl gleich gehandelt hätte.

Danken und doch ein Gefühl von «Schuld» empfinden

Ich bedankte mich und versuchte dennoch, im Auto einen Batzen aufzutreiben, um meine «Schuld» zu begleichen. Ein Geschenk ohne Gegenleistung, einfach so aus Gnade, anzunehmen, fiel mir erschreckend schwer. Aber auch im Auto konnte ich kein Geld finden.

Die Frau schenkte mir an diesem Abend daher viel: nicht nur die 30 Rappen, die mich 
aus einer unangenehmen Situation erlösten, sondern auch das Nachdenken über meine eigene Dankesfähigkeit. Dies ist viel wert und ich bin ihr dafür sehr dankbar.

Ich merkte, dass ich weiter üben muss, etwas ohne Möglichkeit einer Gegenleistung anzunehmen, einfach aus Gnade mit einem herzlichen Danke. Das ist auch im Glauben wichtig. Denn Gott schenkt uns seine Liebe ohne Vorleistung, aus Gnade. Danke! Grazie.


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