21.07.2021

250 Kilometer unter den Hufen

Von Solothurn ins Engadin: Nava Nicolet ist mit Sack, Pack und zwei Pferden seit 47 Tagen auf Wanderschaft.

Von Alexandra Gächter
aktualisiert am 03.11.2022
Über 250 Kilometer hat Nava Nicolet bereits unter ihre Füsse genommen. In Laupersdorf im Kanton Solothurn startete die 19-Jährige am 5. Juni. Seither sind 47 Tage vergangen. Nava Nicolet wanderte von ihrer Heimat in Richtung Baselland, Koblenz, dann dem Rhein entlang bis ins nordöstliche Eck der Schweiz und via Herisau ins Rheintal und Werdenberg. Am Wochenende nächtigte sie in Sennwald, ging am Kanal entlang weiter nach Buchs und erreichte am Montag Balzers. Am Mittwoch trifft sie voraussichtlich in Maienfeld ein. Ihr Ziel ist das Engadin.Schlafen im Stroh oder unter freiem HimmelBegleitet wird die junge Frau von ihren beiden Pferden Perce-Neige, 19 Jahre, und Dixie, drei Jahre. Das jüngere Pferd trägt einen Teil des Gepäcks, zirka 20 bis 25 Kilogramm, Nava Nicolet trägt den Rest, etwa fünf bis sieben Kilogramm. Das ältere Pferd läuft an der Hand mit. Geritten werden die Pferde nicht. «Ich wandere sehr gerne. Alleine unterwegs zu sein ist aber langweilig», sagt Nava Nicolet. Weiter erzählt sie: «Da das jüngere Pferd zu jung ist, um zu reiten und das ältere wenig Freude am Reiten hat, gehe ich den gesamten Weg zu Fuss.» Auf ihrer Reise ist Nava Nicolet sehr unkompliziert. Sie hat ein Zelt und einen Schlafsack dabei. Sie schläft entweder im Zelt, bei einem Bauern im Stroh oder unter freiem Himmel. Essen besorgt sie unterwegs in Lebensmittelgeschäften im Dorf. Bedingung ist, dass sie die Pferde vor dem Geschäft anbinden kann. «Ich kaufe für mich einfache Dinge wie Früchte oder Brot. Manchmal bekomme ich eine warme Mahlzeit und ein Bett angeboten. Viele Menschen sind sehr hilfsbereit. Dennoch empfinde ich es als schwierig, auf die Menschen zuzugehen und sie um Hilfe zu bitten. Ich muss dabei über meinen Schatten springen.»Mobilen Weidezaun im GepäckFür ihre Pferde führt die junge Frau Hafer mit. Unterwegs lässt sie die Pferde immer wieder grasen. Abends erhält sie manchmal bei Bauern eine Box mit Heu oder sie darf die Pferde auf eine Weide stellen. Für den Fall, dass keine Umzäunung vorhanden ist, hat sie vorgesorgt: Im Gepäck trägt sie einen mobilen Weidezaun mit.Findet sie für sich und ihre Pferde keine geeignete Unterkunft, wandert sie ins nächste Dorf. In ländlichen Gebieten wie dem Appenzellerland, dem Rheintal und Werdenberg war es einfacher, geeignete Unterkünfte für sie und ihre Pferde zu finden. In der Region Basel und Koblenz war es schwieriger. Dennoch musste sie bis jetzt nur für Lebensmittel Geld ausgeben. Für Nava Nicolet und das Pferd Perce-Neige ist dies bereits die zweite längere Wanderung. Im Jahr 2019 wanderten sie zusammen 1500 Kilometer durch Frankreich. Das Gefühl von Freiheit schätzt Nava Nicolet auf ihren Reisen besonders.Rückweg zu Fuss oder mit TransporterVoraussichtlich Anfang August wird die Frau mit ihren beiden Pferden im Engadin eintreffen. Dort entscheidet sie, ob sie sich abholen lässt oder ob sie den gesamten Rückweg, geschätzte 500 Kilometer, wieder zu Fuss absolviert.

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