29.05.2019

2025 sollen die Windräder drehen

Ein überparteiliches Komitee schreibt die Windenergie noch nicht ab. Mit einer Initiative und einer Petition will es der grünen Energie zum Durchbruch verhelfen.

Von Martin Schneider
aktualisiert am 03.11.2022
Im Bestreben um die Förderung der Windenergie in Appenzell Innerrhoden gibt der Verein Jugend pro Windrad nicht auf. Dieser hat am Dienstag zusammen mit einem überparteilichen Komitee eine Initiative bei der Ratskanzlei eingereicht.Zentrale Forderung der Initiative: Ab dem Jahr 2025 sollen im Halbkanton jährlich zehn Millionen Kilowattstunden (kWh) mehr Strom aus Windenergie erzeugt werden als noch 2018. Zur Erreichung der zehn Millionen kWh stellt die Initiative die Forderung nach einem neuen Windenergiegesetz.Auch vom Windenergieprojekt Hon­egg-Oberfeld, gegen welches sich die Standeskommission letztes Jahr ausgesprochen hat, rückt der Verein Jugend Pro Windrad nicht ab. Parallel zur Initiative, bei der von der Möglichkeit einer Einzelinitiative Gebrauch gemacht wird, reicht der Verein eine von 1 563 Personen unterzeichnete Petition ein, welche die Realisierung des Windenergieprojekts fordert. Sind andere Projekte bis 2025 noch möglich?«Konkret fordern wir mittels der Initiative, dass die Windenergie in Appenzell Innerrhoden genutzt werden soll und auch genutzt werden muss», sagt Fabian Ulmann, Präsident des Vereins Jugend Pro Windrad. Zwar fokussiert die Initiative nicht auf einen konkreten Standort, sondern setzt als Zielvorgabe die zehn Millionen Kilowattstunden Strom. Für Ulmann böte der Standort bei Oberegg für ein Windenergieprojekt aber nach wie vor die meisten Vorteile. «Wir begrüssen jede Windenergiegewinnung, aber das Projekt Oberfeld-Honegg ist relativ weit in der Planung und es wurde von privater Seite bereits viel Geld investiert.»Zu bedenken sei, dass wenn an einem anderen Standort ein ähnliches Projekt realisiert werden würde, es etwa fünf Jahre daure, bis man wieder auf dem gleichen Planungsstand angelangt wäre. Valentin Gerig, Mitglied des Verwaltungsrates der Appenzeller Wind AG, die hinter dem Projekt Honegg-Oberfeld steht, bewertet die Ausgangslage identisch. Die Initiative nehme zwar nicht direkt Bezug auf das Projekt bei Oberegg. Realistisch betrachtet sei aber die Erreichung der Zielvorgaben bis 2025 nur mit einem bereits in der Planung weit vorangeschrittenen Projekt möglich.Letztlich würde also die Annahme der Initiative dem Projekt bei Oberegg doch noch zum Durchbruch verhelfen, so die Hoffnung von Gerig. «Der Weg wird weiterhin ein steiniger sein. Aber die Tatsache, dass die Medien erst kürzlich von drohenden Stromengpässen berichteten und die Petition mit über 1 500 Unterschriften lassen uns hoffen, dass das Projekt doch noch irgendwann realisiert werden kann», so Gerig. Der in der Initiative festgelegte Wert von zehn Millionen kWh richtet sich danach aus, dass mit einem einzelnen Windenergieprojekt etwa diese Anzahl Kilowattstunden oder sogar leicht mehr erreicht werden können, erklären Fabian Ulmann und Valentin Gerig. Mit dem Projekt Honegg-Oberfeld beispielsweise wäre die Produktion von rund 13.4 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr möglich.Die bis anhin im Kanton produzierte erneuerbare Energie stammt von Fotovoltaikanlangen und aus der Wasserkraft (12 Millionen kWh) – vernachlässigbar wenig aus Windkraft. Zum Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch von Appenzell Innerrhoden beträgt pro Jahr rund 100 Millionen kWh. Die Initiative sieht weiter vor, dass sobald das Ausbauziel erreicht worden ist, die restlichen drei im Richtplan genannten Windkraftstandorte gestrichen werden können.Valentin Gerig ergänzt: «Damit müssen die Innerrhoderinnen und Innerrhoder nicht befürchten, dass gleich mehrere Windenergieprojekte realisiert werden.» Die Petition wiederum fordert, das Windenergieprojekt bei Oberegg doch noch zu realisieren.Ulmann teilt den Eindruck vom breiten Widerstand gegen Windräder, welcher beim vom Kanton durchgeführten Einwendungsverfahren angeführt wurde, nicht. «Bei der Petition erfuhren wir viel Unterstützung und wir vernahmen bei der Unterschriftensammlung nur wenige kritische Äusserungen.» Dies stimme ihn zuversichtlich, dass die Initiative an der Landsgemeinde eine Chance habe.   Stellungnahmen aus Brasilien weiter möglichBald muss sich die Standeskommission mit der Initiative beschäftigen. Bauherr Ruedi Ulmann äussert sich derweil zur Kritik am Einwendungsverfahren, bei dem es auch eine Stellungnahme aus Brasilien gab (siehe Ausgabe vom 25. April). Er gibt zu Bedenken, dass nicht alleine das Ergebnis des Einwendungsverfahrens für eine Ablehnung des Eintrages im Richtplan gesprochen hätte, sondern auch Aspekte wie das Landschaftsgutachten oder die negativen Stellungnahmen der Nachbarkantone.Eine Priorisierung auf Stellungnehmer mit geografischer Nähe zum Projekt, wie nach dem Verfahren teilweise gefordert wurde, sei vorerst nicht vorgesehen. 

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