Seit dem Jahr 1937 hat der Klöppel Glocke 1 im Turm der evangelischen Kirche Berneck regelmässig angeschlagen. Immer dann, wenn die Kirchgemeinde zum Gottesdienst eingeladen und zum Gebet oder Innehalten eingeladen hat.Am Montag um 8.38 Uhr hat er es das letzte Mal getan. Der Klöppel hat sein Lebensende erreicht. Jeder einzelne Schlag hat dazu beigetragen, das Material zu stauchen. Es ist verdichtet und härter geworden. Zu hart, als dass die feine Wandung der fünf Tonnen schweren Glocke nicht irgendwann Schaden nähme. «Die Glocke klänge mit der Zeit nicht mehr schön», sagt Hans Jürg Gnehm. Der unabhängige Glockenexperte wohnt am Montagnachmittag einem seltenen Spektakel bei. Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Berneck-Au-Heerbrugg lässt auf Gnehms Anraten den Klöppel, ein Verschleissobjekt, austauschen.Alt und Neu im VergleichDas 201 Kilogramm Schmiedeeisenwerk lässt sich nicht über die engen Turmstiegen transportieren. Diese schwere Arbeit übernimmt ein Teleskoplader. Er hievt den neuen Klöppel entlang der Turmaussenwand zum Glockenstuhl und setzt ihn präzis ab. Zuvor hat er auf gleichem Weg den alten Klöppel hinunter geholt.Einen Moment lang liegen beide Klöppel nebeneinander. Der alte trägt Spuren seines Alters, 83 Jahre lang ist er Wetter und starken Druck ausgesetzt gewesen. Der einst birnenförmige Ballen ist abgeflacht und glänzt am Anschlagpunkt. Der Neue ist tiefschwarz, sein Ballen kreisrund. Das frisch geschmiedete, weiche Eisen und die runde Ballenform lassen die Glocke 1 etwas angenehmer und leiser klingen. Sie ist die grösste des fünf Klangkörper umfassenden Geläuts.Kirchenvorsteher packt mit anAuch Olaf Tiegel trägt Arbeitskleidung. Er steht den Fachleuten tatkräftig zur Seite. Der für die Liegenschaft der Kirchgemeinde verantwortliche Kirchenvorsteher wusste zuvor nur wenig über Glocken im Allgemeinen und das Bernecker Geläut im Speziellen. «Es ist wohl das einzige Mal in meinem Leben, dass ich einen Klöppeltausch miterleben kann», sagt er. «Ich habe viel gelernt.»Zum Beispiel weiss Olaf Tiegel jetzt, dass eine Glocke an einem Lederriemen hängt und frei schwingt. Die mittlere der sieben Lagen des Riemens von Glocke 1 ist gerissen. Das ist nicht besorgniserregend, ein Wechsel dennoch angezeigt.Bevor der Klöppel wieder aufgehängt wird, wird die Glocke um 60 Grad gedreht. So ist gewährleistet, dass der Abnutzungsgrad des Anschlagringes nicht grösser als 10 Prozent und das Risiko eines Risses vermindert wird. Der neue Klöppel wird millimetergenau justiert, damit er den Anschlagpunkt haargenau trifft.Das eingeweihte Geläut hatte die Glockengiesserei Rütschi AG aus Aarau geschaffen. Die Kirchgemeinde hat die Firma Muribaer Kirchentechnik in Büron mit dem Glockenservice beauftragt. Im Zuge einer Kontrolle hat sie geraten, den Klöppel auszutauschen. Den neuen Klöppel hat die Armin Schulz und Bernhard Nebel GbR Schmiede Metallbau im deutschen Karlsruhe geschmiedet.Olaf Tiegel hofft, dass der Glockenstuhl am Dienstagabend wieder komplett eingerichtet sein und zum ersten Mal der neue Klöppel Glocke 1 anschlagen wird.Die übrigen vier Glocken und Klöppel sind weitaus weniger abgenutzt. Sie werden noch einige Jahre ihren Dienst tun. Sie sind kleiner und leichter. Ausserdem läuten die Glocken seltener als früher.