Fünf Wochen nach Dänemark nahm Klaiber am Gran-Fondo-Rennen «Tre Valli Varesine» um die norditalienische Stadt Varese teil. «Ich dachte, ich fahre nach der WM auch dieses Rennen, weil ich gut in Form bin», sagt Klaiber. «Danach ist Off-Season. Ich trainiere dann immer noch, aber nicht mehr so intensiv.» Auch eine Winterpause ist vorgesehen. «Es ist wichtig, auch mal zwei, drei Wochen etwas ohne Velo zu machen, um den Körper zu regenerieren und ihm etwas Ruhe zu gönnen.»
Zum Glück nur hinter dem Krankenwagen
Und: «Die Gegend um Varese ist wunderschön.» Mitgespielt hat auch das Wetter, das am Renntag, dem 6. Oktober, fast hochsommerlich war. «Die Organisation war hervorragend. Es gab ein grosses Teilnehmerfeld und viel Publikum am Strassenrand: Das letzte Saisonrennen auf diese Weise zu bestreiten, machte natürlich Spass», sagt die Weltmeisterin. Die Strecke war fordernd, wie es Klaiber mag: «Es hatte einige Anstiege, die mir sehr gut gelungen sind.» Bei den Rennen stehe und falle vieles damit, in welcher Gruppe man mitfahren könne. «In der Ebene ist immer ideal, wenn man nicht alleine, sondern im Windschatten fahren kann.» Dies gelang ihr anfangs nicht nach Wunsch.
Klaiber wurde dennoch Dritte, hinter Luisa Isonni und Sarah Palfrader. Die vor ihr klassierten Italienerinnen hatten ihre eigenen Vorfahrer. «Bei den Qualirennen bilden sich manchmal Teams. Dann können auch Männer mit sogenannter «Friends»-Nummer bei den Frauen mitfahren und für sie das Tempo bestimmen», sagt die Altstätterin, «ich hatte natürlich keinen Vorfahrer, ich fuhr einfach mein Rennen». Die Leistung der Kontrahentinnen will sie aber nicht schmälern: «Auf keinen Fall. Was die beiden taten, ist gestattet und völlig legal.»
Einige Zeit verlor Klaiber, als sie bei einer Abfahrt einem Krankenwagen hinterherfahren musste. «Auch wenn das ein paar Minuten gekostet hat, war ich doch sehr froh, dass ich hinter und nicht im Sanitätswagen fahren musste», sagt die Primarlehrerin, die seit 30 Jahren im Altstätter Schöntal unterrichtet, augenzwinkernd.
Weltmeisterschaft 2025 am anderen Ende der Welt
Das Rennen lief für Klaiber sehr gut: «Mit zunehmender Dauer konnte ich das Tempo sogar etwas steigern.» Sie schloss sich einer ambitionierten Gruppe an, wo sie immer wieder im Windschatten fahren konnte. «Zum Schluss sprintete ich sogar noch ins Ziel», so Klaiber. Damit hat sie sich für die WM 2025, die in Lorne im australischen Bundesstaat Victoria, etwa 140 Kilometer südwestlich von Melbourne stattfindet, qualifiziert. Ein Teil der Strecke wird an der grandiosen Great Ocean Road vorbeiführen. «Der Zeitpunkt ist ideal. Mitte Oktober, im australischen Frühling, sind bei uns Schulferien.»
Klaibers Leben besteht nicht nur aus Radsport: Sie unterrichtet im 100-Prozent-Pensum und möchte auch Zeit mit ihrer Familie geniessen. «Ich habe diese Saison rund 13’000 Kilometer Trainingsstrecke und 200’000 Höhenmeter in den Beinen. Das sind rund 550 Trainingsstunden. So viel Zeit habe ich noch nie ins Training gesteckt.» Dennoch mache es nur Sinn, mit einer erneut soliden Vorbereitung an die WM zu reisen. «Vielleicht verbinde ich die WM mit ein paar Ferientagen», sagt Klaiber. Eines ist sicher: Ihr Velo wird wohl auch in den Ferien nicht unbenutzt bleiben.